Reflection Club

Still Thick As A Brick

Madvedge
VÖ: 2021

Album-Tribut für ein Konzept-Album

Geradezu besessen von Jethro Tull muss Lutz Meinert sein: Der Multiinstrumentalist hat eine hochkompetente Mannschaft zusammengetrommelt, um dem Klassiker Thick As A Brick Tribut zu zollen. Eine so sympathische wie irre Idee deshalb, weil das Tull-Album bereits als eine Art Parodie auf das Genre Konzept-Album angelegt war.

Das von Meinert komponierte und arrangierte Gegenstück imitiert mit eigenständiger Musik Sound, Atmosphäre und Kompositionsstil von Ian Andersons Band zu Beginn der siebziger Jahre verblüffend echt. Da ist zuvorderst Sänger Paul Forrest, der seinen Ian Anderson bis in feinste Nuancen typischer Phrasierungen und Betonungen drauf hat. Da ist Flötistin Ulla Harmuth, die die Flötentöne genauso barock, vielleicht etwas weniger beatmet hinkriegt wie das Original. Allein die Rhythmusabteilung spielt nicht ganz so dynamisch und Gitarrist Nils Conrad einen Tick weniger bissig als Martin Barre.

Still Thick As A Brick ist aber nicht nur Musik, sondern auch Gesamtkunstwerk, verpackt in ein Booklet, das eine Musikzeitschrift namens Rellington Stone zu sein vorgibt. Ein genaues Studium lohnt sich, besonders die Geschichte der legendären Seashore Studios, in denen der Rellington Sound kreiert wurde und die so sensationelle Alben hervorbrachten wie Beyond The Edge von der Band Starship Trooper und Strange Milkways von Deep Crimson.

Abgerundet wird das Package durch eine DVD, die das gesamte Album mit einer Art Diavortrag unterlegt, inklusive der Texte, die der Finanzmanager George Boston geschrieben hat. Der natürlich ebenso wenig existiert wie Andersons Gerald Bostock. Lutz Meinert aber gibt es wirklich. Ian Anderson könnte ihn engagieren, falls ihm mal nichts mehr einfällt.

(8/10)

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