Die Musikindustrie sieht in ihm den Gegenentwurf zu Jimi Hendrix und will den schlaksigen Albino mit dem wallenden Haar um jeden Preis zum Rock-Superstar aufblasen. Johnny Winter will nur eins: »Guten Blues spielen.« Zum Stern wird der begnadete Bluesrock-Gitarrist in seinen vielen Leben trotzdem.
Eins beginnt für den am 23. Februar 1944 im texanischen Beaumont geboren John Dawson Winter III 1973: Zwölf Monate hatte er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, um seine Heroinsucht in den Griff zu bekommen, nun ist er wie ausgewechselt. Bereits auf Johnny Winter And (1970) ließ der Gitarrist auf dem Bluesfundament der frühen Siebziger griffige, virtuose Hardrock-Nummern entstehen (›Rock And Roll, Hoochie Koo‹).
Kein Vergleich jedoch zu Still Alive And Well: Die abermalige Kooperation mit Rick Derringer gipfelt in einer schnittigen LP, die Winter in der Wahrnehmung seiner Hardrock-Klientel definieren wird. ›Rock Me Baby‹ ist ein ebensolches Monument des bluesigen Classic-Rock wie ›Whole Lotta Love‹ von Led Zeppelin.
›All Tore Down‹ drückt mit Mountain-Riff, ›Cheap Tequila‹ wärmt entspannt melodisch in untergehender Southern-Sonne. ›Silver Train‹ und ›Let It Bleed‹ von den Stones? Ein dreckiger Clou.