Seit dem Einstieg von Gitarrist Marcos Rodríguez und Drummer Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos 2015 scheint Peter „Peavy“ Wagner im Speziellen in einen musikalischen Jungbrunnen gefallen zu sein. Wie schon auf ihren letzten beiden Alben The Devil Strikes Back (2016) und Seasons Of The Black (2017) strahlen die Heavy/Power-Metaller aus dem Ruhrgebiet wieder eine Spielfreude aus, die man gerade zum Ende der zwischen 1999 und 2015 andauernden Ära Victor Smolski unwiederbringlich verloren glaubte. Wings Of Rage wirkt geradezu wie eine Werkschau der verschiedenen Ausprägungen des Rage-Sunds, die in über 35 Karrierejahren zutage getreten sind: ›Let Them Rest In Peace‹ oder mit Abstrichen auch der Opener ›True‹ atmen den Geist des speedlastigen Frühwerks; der harten, aber melodiösen Phase von Perfect Man (1988) bis The Missing Link (1993), die Wagner auch mit seinem Nebenprojekt Refuge bedient, zollt das Trio beispielsweise im Titeltrack und dem Anspieltipp ›Chasing The Twilight Zone‹ Tribut. Auch für Fans der epischeren Orchesterphase hält die Platte mit der Ballade ›Shine A Light‹ und dem wuchtigen ›In A Nameless Grave‹ Futter bereit. Die größte Überraschung verbirgt sich hinter dem kryptisch betitelten ›HTTS 2.0‹: Dieses neu arrangierte Remake des Bandklassikers ›Higher Than The Sky‹ (End Of All Days, 1996) groovt in dieser Version zwar etwas weniger, hat dafür aber an metallischer Härte gewonnen.
Dass die Platte trotz dieser Bandbreite nicht nach Stückwerk klingt, hat zwei Gründe: das unverkennbare, bandtypische Songwriting und Wagners markanten Gesang. Zusammen mit der überschwänglichen Spielfreude begeistert Wings Of Rage daher auf ganzer Linie.