Vanden Plas

Chronicles Of The Immortals — Netherworld (Path One)

Frontiers
VÖ: 2014

Schwerelose Reise durch Zeit und Raum

Die Pfälzer Prog-Metal-Koryphäen fahren im Gegenverkehr. War es bislang Usus, dass die auf konzeptionellen Platten erzählten Geschichten im Nachhinein ihren Weg auf die Theaterbühne fanden, so beschreitet das Quintett den Pfad diesmal in umgekehrter Richtung: Die gemeinsam mit Fantasy-Autor Wolfgang Hohlbein erdachte und im Januar 2012 am Pfalztheater in Kaiserslautern uraufgeführte Geschichte Die Chroniken der Unsterblichen — Blutnacht kommt nun zu Tonträger-Ehren.

Zumindest der erste Akt des Stückes; der zweite soll im Frühjahr 2015 folgen. Wie kaum eine andere Band ihres Genres verstehen es Vanden Plas, komplexe Songstrukturen mit einer soliden Grundhärte und mit ergreifenden Melodien dramaturgisch brillant miteinander zu verknüpfen. Das jüngste Epos bildet diesbezüglich keine Ausnahme.

Nach einigen einleitenden Worten zum folgenden Szenario bereitet das achteinhalb Minuten lange ›The Black Knight‹ den fulminanten Einstieg. Der Song verdeutlicht, warum Vanden Plas gerne als europäisches Gegenstück zu Dream Theater angesehen werden: Die gleichfalls harte wie virtuose Darbietung sämtlicher Instrumentalisten mündet in einen beinahe zerbrechlich anmutenden Refrain, dessen Worte sich bedingungslos im Gedächtnis verankern.

Das bereits im Vorfeld der Veröffentlichung als Videoclip offerierte ›Godmaker‹ glänzt durch Stephan Lills gewohnt großartige Saitenarbeit, ›A Ghosts Requiem‹ mit sakralen Chorgesängen. ›Misery Affection‹ überzeugt mit einem gesanglichen Gastbeitrag von Julia Steingaß, die auch auf der Bühne neben Kuntz agierte. Zusammengehalten wird das schwerelose Potpourri von Keyboarder Günter Werno, der reduzierte Tasten-Einsprengsel ebenso zielsicher setzt wie voluminöse Orchester-Arrangements — von der Theaterbühne zum ganz großen Kino!

Eine Reiserücktrittsversicherung muss für diesen Ausflug beileibe nicht abgeschlossen werden: Der imaginäre Trip durch Zeit und Raum mit dem unsterblichen Charakter Andrej Delãny und seiner Angebeteten Maria garantiert wohlige Gänsehaut-Schauer in Hülle und Fülle.

(9/10)

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