B.B. King, Eric Clapton

Riding With The King (20th Anniversary Edition)

Warner
VÖ: 2020

Magisches Miteinander

Vorgestellt und beworben wird die Jubiläumsedition von Riding With The King als Album von Eric Clapton & B.B. King. So viel Zeit und Ehrerbietung muss sein: Die Reihenfolge der hier aufeinandertreffenden Kollaborateure stand schon immer genau andersherum auf den CD- und LP-Hüllen. 1967 standen B.B. King und Eric Clapton zum ersten Mal gemeinsam auf einer Bühne.

33 Jahre später nahmen sie zusammen eine ganz vorzügliche Platte auf: Die ordentlich umgekrempelten Remakes der King-Klassiker ›Three O’Clock Blues‹ und ›When My Heart Beats Like A Hammer‹ beginnen im Grunde wie Claptons herrliche Bluesverbeugung From The Cradle sechs Jahre zuvor — bis Kings Stimme einsetzt und den Gesangsvortrag seines jungen Freundes als beinahe affektiert entlarvt. Magisch wird Riding With The King immer dann, wenn beide nicht bloß gemeinsam singen, sondern miteinander Gitarre spielen. Wie sie das alleine in dieser über acht Minuten langen Nummer oder auch in ›Ten Long Years‹ taten, kann einen vor Gänsehaut erschwachen lassen.

In Big Bill Broonzys ›Key To The Highway‹ greift King zum ersten Mal seit Live In London zur Akustischen. Fettwarmer Mainstream-Bluesrock in allerbester Jeff Healey-Manier wird im schmissigen Titelstück gereicht, den John Hiatt für das Legenden-Doppel verfasste. Und auch die zeitlos-rockigen Darbietungen in ›Marry You‹, dem Cover von Sam & Daves ›Hold On, I’m Comin’‹ oder dem Titelsong funktionieren bestens.

Ein wundervolles Projekt-Album und ein Stück Musikgeschichte, dem selbst die Produktionshandschrift von Simon Climie nichts anhaben kann. Außer einem angenehmen Remaster gibt’s zum Abschluss dieser 20th Anniversary Edition zwei bisher ungehörte Stücke der Riding With The King-Sessions zu genießen: Eine wogende Interpretation von ›Rollin’ And Tumblin’‹, in der sich King (mit Lucille) und Clapton (an der akustischen Slide-Gitarre) umspielen. Den Abschluss macht ›Let Me Love You Baby‹: Wären doch nur die zugemixten Streicher nicht.

(9/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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