Über die Facebook-Seite seiner letzten Band Jack Russell's Great White machten die Angehörigen das Ableben des Sängers öffentlich. »Mit großer Trauer müssen wir den Tod unseres geliebten Jack Patrick Russell verkünden — Vater, Ehemann, Cousin, Onkel und Freund. Jack ist friedlich verstorben im Beisein seiner Frau Heather Ann Russell, seinem Sohn Matthew Hucko, seiner Cousine Naomi Breshears Barbor und seiner engen Freunde Billy und Cheryl Pawelcik.«
Erst vor einem Monat hatte Russell seinen Bühnenabschied verkündet. Bei ihm waren gleich zwei neurodegenerative Erkrankungen diagnostiziert worden: Eine Lewy-Körper-Demenz, die zweithäufigste Alters-Demenz nach Alzheimer, und eine Multisystematrophie.
Seine Karriere als Sänger startete der 1960 in Montebello, Kalifornien geborene Russell in den ausgehenden siebziger Jahren: Mit Gitarrist Mark Kendall gründete er 1977 Highway, die sich im Laufe der Jahre diverse Male umbenannten.
1979 stand Russells Karriere dann das erste Mal vor dem Aus: Er wurde wegen eines Einbruchs, bei dem er eine Person versehentlich angeschossen hatte, zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er allerdings nur elf Monate verbüßte.
Kendall hatte derweil die Band Dante Fox aus der Taufe gehoben, die 1981 allerdings ohne Sänger waren. Russell bewarb sich bei der Formation, die sich kurze Zeit später nach Kendalls Spitznamen in Great White umbenannten, und bekam den Posten. Ihr selbstbetiteltes Debüt-Album erschien 1984.
Ihre erfolgreichste Zeit hatten sie in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts: Ihr drittes Album Once Bitten (1987) erreichte in den USA Platin-Status, ...Twice Shy (1989) sogar Doppel-Platin. Bis zur ersten Auflösung 2001 veröffentlichte die Band insgesamt sieben Studiowerke.
Am 20. Februar 2003 kam es dann zur größten Katastrophe der Bandgeschichte: An jenem Abend spielten Jack Russell's Great White in Rhode Island. Während des Konzertes fängt das improvisierte Dämm-Material des Clubs durch die Pyrotechnik der Band Feuer. 100 Menschen starben, darunter auch Bandgitarrist Ty Longley.
2006 reformierten sich Great White in ihrer letzten Besetzung vor dem Split und nahmen in Rising (2009) ein weiteres Album auf — es sollte das letzte mit Jack Russell sein.
Dieser hatte Zeit seines Lebens mit Suchterkrankungen und dessen Folgen zu kämpfen. 2011 verließ er die Band zum letzten Mal, weil er wegen einer Darmperforation und eines gebrochenen Beckens nicht auftreten konnte. Die Verletzungen hatte er selbst als Folge seiner Alkohol- und Schmerzmittel-Sucht bezeichnet.
Nach seiner Genesung von den Verletzungen reaktivierte er Jack Russell's Great White, so dass es zuletzt zwei Inkarnationen der Hardrocker gab. Mit der Truppe, die neben dem Namensgeber zuletzt aus den Gitarristen Tony Montana und Robby Lochner sowie Bassist Dan McNay und Schlagzeuger Ken Mary bestand, spielte er drei Alben ein: He Saw It Comin' (2017), Once Bitten Acoustic Bytes (2020) und Great Zeppelin II: A Tribute To Led Zeppelin (2021). Seine letzte Studio-Arbeit war das im Januar veröffentlichte Medusa, ein gemeinsames Werk mit L.A.Guns-Gitarrist Tracii Guns.
Am 15. August starb Jack Russell. Er wurde 63 Jahre alt.
