JJ Grey, Mofro

Georgia Warhorse

VÖ: 2010

Urige Seelen aus dem Sumpf

Man kann es nicht nachdrücklich genug predigen: Jede einzelne der inzwischen fünf LPs von JJ Grey ist ein wertvolles Geschenk. Konsequent hat er sich seit der Veröffentlichung seines Debüts 2001 seinen ganz persönlichen musikalischen Weg durch die Sumpflandschaften seiner Heimat Jacksonville in Florida geschlagen und dabei die Kunst des Erzählens gelernt. Textlich wie rein musikalisch.

Ungezwungen und gleichberechtigt wirken in seinem zeitlosen Groove-Gepansche schnodderiger Rhythm’n’Blues, Soul, Funk, Gospel, Country und urig-bluesiger Southern-Rock zusammen — umgesetzt in einem bodenständigen Minimalismus, der die Musik dieses leidenschaftlichen Musikers mit der dezent an Eric Burden erinnernden Stimme ungewöhnlich nahbar macht.

Dem famosen, kompositorisch vergleichsweise süffig-durchgestylten letzten Album Orange Blossoms (2008) ging dies etwas ab — auf Georgia Warhorse aber kehrt das sympathisch kontrollierende Understatement wirkungsvoll zurück. Die Grooves sind simpler und in Stücken wie dem verwegenen Starter ›Diyo Dayo‹, dem knarzigen ›All‹ (James Brown!) und ›The Hottest Spot In Hell‹ (Eric Burden!) nahezu hypnotisch gehalten. Die Wirkung ist groß!

Aber Grey hat auch weniger Karges im Angebot. Die wunderschöne Nummer ›King Hummingbird‹ etwa, welche die Stones der Seventies mit Ronnie Van Zants Lynyrd Skynyrd vereint. Oder der bereits von vielen US-Konzerten bekannte Seelenrüttler ›The Sweetest Thing‹, an dem Reggae-Ikone Frederick “Toots” Hibbert von Toots & The Maytals mitwirkte. Oder die herrlichen Soul-Balladen ›Beautiful World‹ und ›Gotta Know‹, die in ihrem warmen Siebziger-Klangmantel gleich doppelt stärken.

Und wenn Derek Trucks im schwermütigen ›Lullaby‹ mit seiner unnachahmlichen Slide-Gitarre die alten Fleetwood Mac zu beschwören scheint, ist das einzig schwache Lied auf Georgia Warhorse längst vergessen: ›Slow, Hot & Sweaty‹ wirkt mit dezenten HipHop-Anleihen reichlich deplaziert.

(8/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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