Lazuli

Dénudé

Just For Kicks
VÖ: 2021

Prog für mehr Nähe

Neueinspielungen von 16 Stücken ihrer acht bisherigen Alben legen die Franzosen vor. Wenn die Progger, deren Musik durch ihre oft sehr handfesten Grooves auffällt, ihre Songs auf diese Weise kammermusikalisch entschlacken, ist das mehr als die übliche Unplugged-Vorgehensweise. Direkter, näher am ursprünglichen Gefühl beim Schreiben sollen diese Versionen sein und so als Umkehrung des Social Distancing wirken, erklärt die Band. Eine bestechende Idee, die anrührend gut funktioniert.

Man spürt unmittelbare Nähe. Klischee hin oder her: Mit diesem Album könnten die eigenständigen Prog-Rocker sogar nach Liebhabern klassischer französischer Chansons fischen. Vor allem, weil auch Dominique Leonettis Stimme in ihren Nuancen besser zum Zuge kommt, und doch ist hier nicht alles einfach nur leise. ›J’attends Un Printemps‹ kommt ganz verhalten, die Stimme wirkt fast schon introvertiert.

›Dans Le Formol Au Museum‹ lässt immerhin eine sehr spröde, minimalistische Stromgitarre zu. Das etwas üppigere Arrangement von ›En Avant Doute‹ wirkt dagegen in diesem Kontext geradezu bombastisch. ›Un Ombre Au Tableau‹ ist das krasse Gegenteil: eine hingehauchte Skizze auf dünnem Pergamentpapier. Und ›Naif‹ ist ein Blumenstrauß beschwingter Weltmusik à la Lazuli.

(8/10)

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