Auf No Rest For The Wicked (1988) stellte Ozzy Osbourne der Welt einen neuen Gitarristen vor: Der seinerzeit noch völlig unbekannte Jeffrey Phillip Wielandt war erst 21 Jahre jung und hatte noch nie auf einem Album gespielt — unter dem passenden Künstlernamen Zakk Wylde demonstrierte er, wie mühelos er die Fußstapfen seiner prägenden Vorgänger Randy Rhoads und Jake E. Lee auszufüllen verstand.
Auf der anschließenden Konzertreise entstand die vorzügliche Live-EP Just Say Ozzy, auf der Wylde mit wuchtigen Riffs, wilden Vibrato-Attacken, quietschenden Saiten und außerweltlichen Posen in die Herzen der Ozzy-Fans wirbelte. Die schwere Alkoholsucht, die seinen Chef niederzustrecken drohte, ist darauf genauso wenig herauszuhören wie auf dem folgenden No More Tears, das 1991 Michael Wagener produzierte.
Das enorme historische Gewicht der Klassiker Blizzard Of Ozz (1980) und Diary Of A Madman (1981) mag die sechste Solo-LP des einstigen Sängers von Black Sabbath nicht ganz auf die Waage bringen. Und doch ist dieses melodisch runde und dabei sehr amerikanische Hardrock-Werk seine Platte mit den wohl unvergänglichsten Liedern überhaupt, an denen sich Osbourne fortan genauso abarbeiten muss wie sein Gitarrenzögling.
Genial ist der schwere Titelsong mit seinem an ›November Rain‹ (Guns N’ Roses) erinnernden Bombast-Mittelteil, aus dem Wylde mit einem enorm mitnehmenden Solo herausreißt — zu Beginn gönnt er sich in zierenden Slide-Motiven seinen persönlichen Tribut an seine Lieblingsbands wie die Allman Brothers und Lynyrd Skynyrd. ›No More Tears‹ verlängert die üppige Klassikerliste des Madman ebenso wie ›Mr. Tinkertrain‹, ›I Don’t Want To Change The World‹ und ›Mama, I’m Coming Home‹: Entstanden ist der Chartstürmer wie auch ›Hellraiser‹ gemeinsam mit Lemmy Kilmister von Motörhead.