Alice Cooper

Billion Dollar Babies (1973)

Mit der Hilfe des jungen Porduzenten Bob Ezrin fand die Alice Cooper Band zu Identität und markantem Profil, lernte effizientes Songwriting und entwickelte ein Verständnis für die Wirkung von Arrangements. Billion Dollar Babies ist ihre vierte Kooperation. Und eine ihrer besten.

TEXT: DANIEL BÖHM

»Die ganze Situation war schräg: In Amerika schauten die Leute arrogant auf uns herab, weil sie unser Theater, unseren Humor und die überzogene Satire nicht verstanden. Trotzdem wurden wir berühmt«, staunt Cooper.

Dass der zunehmende Popularitätsschub bei allen Skandälchen aber auch der musikalischen Qualität geschuldet ist, dokumentiert nach Love It To Death (1971), Killer (1971) und School's Out (1972) besonders Billion Dollar Babies, das ziemlich konsequent die surreale Dekadenz des neuen Bandalltags reflektiert, der sich mit zunehmendem Erfolg ordentlich verändert hatte: Der nun hofierte Fünfer pendelt zwischen noblen Hotelsuiten und Penthäusern, lässt sich in eleganten Limousinen kutschieren und verdient mit seinem Tun auf einmal richtig gutes Geld. Das sei für sie der eigentliche Witz gewesen, schmunzelt der Sänger. »Wir bekamen das Geld hinterhergeworfen! Dabei hätten wir unsere Musik auch ganz umsonst gemacht. Oder für Bier.«

Billion Dollar Babies ist ein ausgefeiltes und blitzsauber produziertes Meisterwerk, das mit der burlesken Show-Nummer ›Hello Hooray‹ (ein Rolf Kempf-Remake) einen ungewöhnlichen Anfang nimmt, dann aber mit der Polit-Satire ›Elected‹ und dem mit lässigsten (Twin-)Gitarrenduellen versehenen Titelstück (Gast ist Donovan) in Höhen abrauscht, von denen sich weder Alice noch seine Band je wieder erholen werden.



›No More Mr. Nice Guy‹ geht immer, viel besser aber ist der Entrüster ›I Love The Dead‹: ein überzogenes Mini-Musical, worin Cooper munter den schmalen Grat zwischen Comedy und Horror entlangtanzt. Eine weitere Kostprobe seines scharfen Humorsinns gibt der Sänger in ›Raped And Freezin’‹. Cooper: »Dieser Typ wird von einer Frau aufgerissen, vergewaltigt, und am Ende schmeißt sie ihn nackt aus dem Auto. Herrlich. In Alices Welt passiert so was schon mal.«


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