Frischer, intensiver und rockiger denn je wollen Gotthard fünf Jahre nach #13 klingen: Ein Vorhaben, das gerade bei Anhängern ihrer Frühphase für neugieriges Stirnrunzeln sorgen dürfte, die sich inzwischen von CoreLeoni, der Zweitband von Anführer Leo Leoni, besser unterhalten fühlen. Aber tatsächlich gelingt den Eidgenossen mit dem keine drei Minuten langen, sofort auf den Punkt riffenden ›AI & I‹ ein überraschender Einstand, der mit seinen in bester Gene Simmons-Manier tief gehaltenen Strophen und Sänger Nic Maeders packend-melodischem Refrain eine so bei Gotthard nie gehörte Kombination präsentiert.
Zwar tönt ›Thunder & Lightning‹ anschließend polierter aus den Boxen, kann aber mit feinen Gitarren, treibendem Groove und einem exzellenten Refrain punkten. Schade nur, dass offenbar kein Platz für ein echtes Solo gefunden wurde — bei zwei Könnern ihrer Zunft wie Leoni und Freddy Scherer hätte das eine eh schon tolle Nummer zusätzlich aufgewertet! Auch ›Rusty Rose‹, bei dem Leoni einmal mehr seine geliebte Talkbox einsetzt, hat mächtig Schub, ehe die Pianoklänge von ›Burning Bridges‹ der ruhigeren Seite der Band Rechnung tragen.
Mit dem schmissigen, aber auch komplett unnötigen Cover des Beatles-Evergreens ›Drive My Car‹ und dem stupiden ›Boom Boom‹ erfährt die starke Scheibe allerdings einen Knick, in dem auch die Ballade ›Life‹ etwas untergeht. Das an Bon Jovi in ihrer Springsteen-Phase angelehnte ›Liverpool‹, das Gotthard nach rund 24 Jahren Pause mit ihrem alten Mentor Chris von Rohr (Krokus) geschrieben haben, lässt wieder aufhorchen — ›Shake Shake‹ als feiner Rocker ebenso, der nicht nur einen ordentlichen Refrain, sondern einen für heutige Gotthard-Verhältnisse geradezu ausufernden Solopart aufzubieten hat.
Auch das mit einem gewissen Südstaaten-Flair ausgestatteten ›These Are The Days‹ weiß zu gefallen, ohne aber das anfängliche Energielevel von Stereo Crush aufrecht zu halten.