The Blues Album

Mit The Blues Album legt David Coverdale die dritte und letzte Zusammenstellung mittelalter und halbwegs neuer Stücke vor, die neu abgemischt, neu gemastert und teilweise mit zusätzlicher Studioarbeit aufgepeppt wurden. Puristen, die angesichts des Albumtitels eine Werkschau des frühen Moody/Marsden-Materials erwarten, sollten den 14 enthaltenen Stücken, die allesamt ursprünglich zwischen 1984 und 2011 veröffentlicht wurden, trotzdem ein Ohr leihen: Dass er den Blues auch in der Dicke-Hose-Phase mit Augenmerk auf den amerikanischen Markt nicht ganz verloren hat, kann David Coverdale mit dieser Auswahl locker belegen. Zwar wirken gerade Nummern wie ›Give Me All Your Love‹ und das in der 1987er Version verwendete ›Crying In The Rain‹ etwas fehl am Platz (von der Steve Vai-Kollaboration Slip Of The Tongue ist erst gar kein Song vertreten), doch dafür wissen wenig beachtete Stücke vom 1997 erschienenen Restless Heart umso mehr zu überzeugen, bei denen Coverdales aktueller Gitarrist Joel Hoekstra und Keyboarder Derek Sherinian (Sons Of Apollo, Dream Theater) mit Hand anlegten, ohne dass die originalen Einspielungen von Adrian Vandenberg verloren hätten. So verleiht etwa der Orgeleinsatz bei ›Take Me Back Again‹ dem vormals nüchternen Stück zusätzliche Tiefe. Auch ›The River Song‹ von Coverdales Solo-Album Into The Light (2000) fügt sich in der Klangbearbeitung harmonisch ein — besonders angenehm aber ist der Stoff der Ära von Doug Aldrich als Gitarrist von Whitesnake: ›Good To Be Bad‹ (Be Good To Be Bad, 2008) und ›Whipping Boy Blues‹ (Forevermore, 2011) werden hier zum ersten Mal wirklich angenehm hörbar und haben alles übertrieben Gewollte der Originale verloren. David Coverdale hat mit Liebe zum Detail eine unerwartet wertige Kollektion zusammengestellt, die den Hörer so manches neu entdecken lässt. Nur nach Blues sollte man hier nicht zu lange suchen — er ist und bleibt nur eine kleine Nuance im Hardrock-Sound von Whitesnake.