Iron Maiden

Paul Di'Anno (1958-2024)

Sein rotziges Organ prägte den frühen Sound von Iron Maiden, sein punkiges Charisma ihr Erscheinungsbild. Nun ist Paul Di'Anno im Alter von 66 Jahren verstorben.

TEXT: MAXIMILIAN BLOM |FOTO: PR

Seine ehemalige Band machte den Tod des Sängers am Montagabend öffentlich. »Pauls Beitrag zu Iron Maiden war immens. Er half uns, den Weg einzuschlagen, den wir seit beinahe fünf Jahrzehnten bereisen«, so die Londoner in einem Social-Media-Post.

»Es ist sehr traurig, dass er verstorben ist. Wir hatten erst kürzlich Kontakt und haben uns über die Höhen und tiefen unseres Lieblingsvereins West Ham United ausgetauscht. Zumindest hat er bis zum Schluss Auftritte spielen können — das hat ihn immer angetrieben. Er wird von uns allen vermisst werden«, wird Steve Harris in der Stellungnahme zitiert.

Der Bassist und Bandkopf hatte den Frontmann mit dem bürgerlichen Namen Paul Andrews 1978 zu Iron Maiden geholt. Seine ausdrucksstarke Stimme war das letzte fehlende Puzzleteil vor der ersten Aufnahme. The Soundhouse Tapes entsteht am Silvester-Wochenende 1978: Zur Besetzung gehören seinerzeit neben Di'Anno und Harris Gitarrist Dave Murray und Schlagzeuger Doug Sampson; ebenfalls zu hören ist Gitarrist Paul Cairns, der aber auf der Plattenhülle der selbstvertriebenen Scheibe nicht erwähnt wird.



Der Erfolg der drei Songs umfassenden EP — ›Strange World‹ wird zwar aufgenommen, erscheint aber in einer neuen Fassung erst auf dem Debüt —  sichert der Londoner Formation einen Plattenvertrag mit der EMI. Beim Branchenriesen erscheint 1980 Iron Maiden, auf dem nun Dennis Stratton als zweiter Gitarrist und der vormalige Samson-Schlagzeuger Clive Burr zu hören sind.

Iron Maiden touren im kommenden Jahr  unter anderem im Vorprogramm von Judas Priest und Kiss, um den Jahreswechsel 1980/1981 entsteht außerdem Killers — das erste Werk des Gitarren-Doppels Dave Murray/Adrian Smith und mit Produzent Martin Birch, der die Band bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1992 betreuen wird.



Es ist auch das letzte mit Di'Anno: Der Frontmann ist Drogen und Alkohol ausgesprochen zugetan; die daraus resultierende Unzuverlässigkeit für zu seiner Entlassung. Sein letztes Konzert mit der Band spielt er am 10. September 1981 im Odd Fellow's Mansion in Kopenhagen.

1983 startet der Sänger zunächst das Solo-Projekt Lonewolf, das sich wegen Namensgleichkeit in Di'Anno umbenennt und im Folgejahr das deutlich vom amerikanischen Radiorock beeinflusste Di'Anno veröffentlicht. Er ist außerdem Teil der kurzlebigen Gogmagog mit seinem ehemaligen Band-Kollegen Clive Burr sowie dem späteren Maiden-Gitarristen Janick Gers.



Zumindest vier Jahre betreibt er ab 1985 Battlezone, mit denen zwei Platten entstehen. Erst mit seiner nächsten Formation Killers, retrospektiv seine langlebigste, gelingt ihm aber ein wirkliches Ausrufezeichen: Ihr Einstand Murder One (1992) gilt bis heute als sein bestes Werk nach seiner Zeit bei Iron Maiden.

Ruhe kehrt in seinem Leben trotzdem nicht ein: Wegen Drogenbesitzes und häuslicher Gewalt wird er in den USA verurteilt und später nach England abgeschoben. 1997 zerbrechen die Killers zum ersten Mal; in der Folge (re)formiert er diverse Formationen: Battlezone, Almighty Inbredz, Di'Anno und dann wieder Killers sind die Stationen.



Nach mehreren Umzügen — er lebt unter anderem zwischenzeitlich in Brasilien — und gesundheitlich bereits schwer angeschlagen gründet er 2014 mit deutschen Musikern die Architects Of Chaoz, mit denen er The League Of Shadows (2015) einspielt.

Es ist seine erste Platte mit neuem Material seit der finalen Di'Anno-Platte Nomad (2000) und seine zweitletzte: Erst im Juli erschien Paul Di'Anno's Warhorse, das er mit den kroatischen Musikern Ante Pupačić und Hrvoje Madiraca realisierte.


 

 

 


Bis zum Schluss ist Di'Anno, der durch Knieprobleme und eine Lymphdrüsen-Erkrankung auf einen Rollstuhl angewiesen ist, als tourender Musiker unterwegs: Sein letztes Konzert spielt er am 30. August im polnischen Krakau.

Am 21. Oktober 2024 stirbt der Sänger in seinem Heimatland England. Paul Di'Anno wurde 66 Jahre alt. 


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