Es sind nicht bloß x-beliebige Neuauflagen, die seit November vergangenen Jahres sukzessive und in Viererschüben das Gesamtwerk von Iron Maiden auffrischen: Das zugrundeliegende Master von 2015 (zunächst ausschließlich digital über die Downloadplattform iTunes erhältlich) brachte die CDs dem Klangcharakter der originalen Vinyl-Pendants wieder erfreulich nahe, was sich besonders positiv auf Somewhere In Time (1986) und vor allem auf der Wiedergeburt von Seventh Son Of A Seventh Son (1988) bemerkbar machte. Auch Fear Of The Dark hat auffallend profitiert vom neuen Remaster: Das bis zum Jahrtausendwechsel letzte Album mit Bruce Dickinson war das zweite mit dem früheren Gillan-Gitarristen Janick Gers, der hier mittlerweile ganz hervorragend mit Veteran Dave Murray harmonierte. Der musikalisch raue, vergleichsweise grobkörnige und hardrockbetonte Gegenentwurf zu den geschliffenen Maiden-Platten der späten Achtziger klingt nun harmonischer und deutet eine angenehme Klangtiefe an, in der auch das fidele Schlagzeug neue Details offerieren kann. Auch die beiden Alben mit dem glücklosen Sänger Blaze Bailey haben einen tollen dynamischen Klangkörper bekommen, der die sterilen CDs früherer Ausgaben obsolet macht. Wenngleich das eigentliche Manko von Virtual XI freilich unangetastet bleibt: viele Stücke wirken wie Skizzen, in denen versäumt wurde, gewohnt ereignisreiche Arrangements der Rhythmusgitarren auszuarbeiten.
Mit den Rückkehrern Dickinson und Adrian Smith, der seit Brave New World (2000) als dritter Gitarrist in die Saiten greift, fanden Iron Maiden wieder Anschluss an die Zeit weit vor 1990 — zumindest was den Elan, die Kniffe und die Kraft ihrer Kompositionen angeht. Die Klangoptimierung dieser Alben ist nicht ganz so schwerwiegend furios wie zuvor etwa auf Seventh Son Of A Seventh Son, aber dennoch spürbar und sehr willkommen.
Keine Wertung
TEXT:
DANIEL BÖHM