Megadeth

The Sick, The Dying… And The Dead!

Universal
VÖ: 2022

Rasant und angepisst

Nach etlichen Störgeräuschen während der langen Produktionsphase, darunter der Rauswurf von Originalbassist David Ellefson, dessen fertig eingespielte Spuren gelöscht und von Steve Di Giorgio (Bass) neu aufgenommen wurden, gibt es nun tatsächlich ein neues Album von Megadeth. The Sick, The Dying… And The Dead! weiß einerseits mit rasanten Songs zu punkten, die sich merklich an der Frühphase der Band orientierenden — andererseits bietet es gleich mehrere Nummern, die in ihrem Melodiegehalt in direkter Linie zu Alben wie Youthanasia (1994) stehen. Wie schon auf dem brillanten Vorgänger Dystopia (2016) präsentiert sich Dave Mustaine meist von seiner reichlich angepissten Seite, was vor allem aggressiven Stücken wie ›We’ll Be Back‹ und ›Life In Hell‹ zusätzlichen Punch verpasst. Gemeinsam mit Kiko Loureiro schüttelt der inzwischen 60-Jährige seine komplexen Speed-Metal-Riffs und wilde Soli aus dem Handgelenk, während das komplexe Drumming von Dirk Verbeuren sich eher am jazzig-abgedrehten Spiel eines Gar Samuelson orientiert und auf schlichtes Doublebass-Geböller verzichtet. Das mit einer kurzen Sprecheinlage von Ice T versehene ›Night Stalkers‹ zählt ebenso zu den Höhepunkten wie ›Celebutante‹, in dem Mustaine mit der heutigen C-Promi-Riege abrechnet und musikalisch alten NWoBHM-Helden wie Diamond Head Tribut zollt. Weil sich mit Stoff wie ›Mission To Mars‹ oder ›Sacrifice‹ auch ein paar Nummern eingeschlichen haben, die das sonst hohe Level nicht halten können, bleibt The Sick, The Dying… And The Dead! zwar knapp hinter seinem Vorgänger zurück, beweist aber eindrucksvoll, dass mit Dave Mustaine immer noch gerechnet werden muss.

(8.5/10)

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