Metallica-Drummer Lars Ulrich soll auf die Knie gefallen sein, als er Gitarrist Richie Ranno erstmals gegenüberstand. Von allen Bands, die Bill Aucoin im Management betreute, schienen Starz die größten Erfolgsaussichten zu haben — und doch blieben ihre LPs weitestgehend ungehört.
Mitte der Siebziger formieren sich Starz aus den Resten der Pop-Combo Looking Glass, die in ›Brandy (You’re A Fine Girl)‹ zumindest einen veritablen Hit verweisen konnten. Saitenheld Ranno stieß von der Formation Stories hinzu, die 1973 mit ihrer zünftigen Interpretation von ›Brother Louie‹ (im Original ein Stück von Hot Chocolate) die Hitparaden aufmischten. Der New Yorker ist mit den Burschen von Kiss befreundet und 1974 in den Village Recorder Studios zugegen, als gerade Hotter Than Hell entsteht — der Kontakt zu Bill Aucoin und Sean Delaney ergibt sich nebenbei. Der Manager nimmt sich dem Quintett an und bringt sie beim Major-Label Capitol unter.
Starz mögen es gar nicht gerne hören, die musikalische Nähe zu den frühen Kiss (›Live Wire‹) ist jedoch gerade auf dem von Star-Produzent Jack Douglas (John Lennon, Aerosmith, Cheap Trick) zurecht gebogenen Debüt (1976) nicht zu überhören: Eine wunderbare Hardrock-LP der frühen Siebziger, die mit dezenten Power-Pop-Anleihen und chorunterstützten Harmonie-Refrains begeistert. Auch das zweite Album wird von Douglas produziert. Viel Hoffnung liegt auf dem ausgefeilten Violation (1977), der wohl stärksten Platte der Band um Sänger Michael Lee Smith, der sich im strahlenden Single-Hit ›Cherry Baby‹ ein bisschen in Richtung Boston zu strecken scheint. ›Sing It, Shout It‹ erregt nicht nur wegen seines geradezu übernatürlichen Refrains einiges an Aufmerksamkeit — jedoch nicht genug: Die mit schwerer 1984-Thematik beladenen Textzeilen im Titelsong oder in ›Subway Terror‹ stoßen auf wenig Gegenliebe: Das Album fällt beim breiten Publikum durch. Auch eifrige Support-Tourneen für ZZ Top, Aerosmith oder Bob Seger in der Heimat und in Japan nutzen wenig.
Auf ihrer dritten LP nehmen Starz frustriert die Zügel selbst in die Hand und produzieren selbst. Ein Fehler, denn auf Attention Shoppers (1978) verheddert sich die Gruppe gehörig zwischen drucklosen Mainstream-Rock-Ambitionen und vereinzelten Power-Pop-Treffern (›She‹ oder ›I’ll Be There‹). Sie korrigieren noch im gleichen Jahr: Das starke Coliseum Rock bringt sie kurzzeitig wieder auf Kurs. Zu spät: Wenig später lösen sich Starz auf; Ranno und Smith musizieren im Anschluss bei den weitaus glückloseren Hellcats. Eine Reunion in Originalbesetzung scheitert, da Bassist Pete Sweval 1990 an Krebs verstirbt. Erst ab 2003 tun sich Starz noch einmal für einige Konzerte zusammen und spielen 2005 beim zweitägigen Starzfest ihre vier Alben komplett.