Zwischen 1983 und 1985 hat Ronnie James Dio mit Holy Diver, The Last In Line und Sacred Heart jene Alben veröffentlicht, die das Fundament seiner Solokarriere bildeten. Dem stimmgewaltigen Sänger stand dabei eine Band zur Seite, die mit spielerischer Klasse und kompositorischer Kompetenz diese Genreklassiker maßgeblich mitprägte. Dreißig Jahre später haben Gitarrist Vivian Campbell, der mittlerweile verstorbene Bassist Jimmy Bain und Schlagzeuger Vinny Appice ein neues Album eingespielt, das gerade Campbells selbstbewussten Anspruch auf Teilhaberschaft untermauert — Songs wie ›Martyr‹, ›Devil In Me‹ und das epische ›Starmaker‹ wecken sofort Erinnerungen an das Vermächtnis der frühen Dio-Ära und sind doch keine Kopien.
Für Heavy Crown hat die Band ganz gezielt nach einem fähigen Sänger gesucht, den man gar nicht erst mit dem großen Ronald James Padavona vergleichen würde. Fündig wurden sie in dem Amerikaner Andrew Freeman. Der erinnert bestenfalls latent an seinen 2010 verstorbenen „Vorgänger“. Dafür ist Freeman, der früher bei Hurricane und zeitweilig auch bei Lynch Mob gesungen hat, mit seiner melodischen, kraftvollen Stimme auch zu vielseitig: Seit Jahren gehört der Sänger zum Ensemble des erfolgreichen Las Vegas-Spektakels Raiding The Rock Vault, in dem er an der Seite solcher Szene-Veteranen wie Paul Shortino (Rough Cutt) und Doug Aldrich (Whitesnake) die Hardrock-Ära der Achtziger aufleben lässt.
Es sind aber nicht nur die Songs, die einen nach kurzer Einwirkzeit so schnell nicht mehr loslassen. Was Heavy Crown überdies so herausragend macht, ist die phänomenale Produktion, die so ganz anders klingt als heute üblich: Natürlich und sagenhaft räumlich tönt die Platte, was sich insbesondere in Appices Spiel an den Drums bemerkbar macht, bei dem man die Druck- und Schallwellen jedes einzelnen Trommel- und Beckenschlags spüren und förmlich sehen kann. Kurzum: Das stolze Vermächtnis dreier vormaliger Dio-Musiker.