Elf Jahre lang bastelte der Perfektionist Tom Scholz am sechsten Studioalbum seiner ruhmreichen Hardrocker, für dessen Aufnahmen er nach eigenem Bekunden das gleiche analoge Equipment benutzte wie für das epochale Debüt von 1976. Und doch ist Life, Love & Hope ganze Galaxien von der himmlischen Klasse der ersten beiden Boston-LPs entfernt, mutet stümperhaft zusammengebaut und seltsam anorganisch an.
Das eröffnende ›Heaven On Earth‹ klingt, als wäre der alte Hit ›More Than A Feeling‹ mit der Nagelschere zerlegt und einzelne Fetzen davon anteilslos neu zusammengeklebt worden. ›Didn’t Mean To Fall In Love‹, ›Someone‹ und ›You Gave Up On Love‹ waren bereits auf dem letzten Album Corporate America enthalten und wurden von Scholz kaum wahrnehmbar remastert und in Teilen neu eingespielt, glücklicherweise ohne die brillanten Gesangsspuren des verstorbenen Brad Delp zu ersetzen.
Auf der Habenseite findet sich kaum mehr als das melodische, mit großflächiger Orgel aufgehübschte ›Love Got Away‹, in dem Scholz sein Debüt als Lead-Vokalist gibt und das passable ›Sail Away‹, dessen Kritik am Krisen-Management der Bush-Regierung nach dem Hurrikan Katrina im Kitsch ersäuft. Das blasse Instrumental ›Last Day Of School‹, der ebenfalls aus bewährten Riffs recycelte Titelsong und die unpassende, von Kimberley Dahme gesungene Country-Ballade ›If You Were In Love‹ sind einmal mehr ernüchternde Belege dafür, wie betriebsblind Scholz mittlerweile im Studio hantiert.
Vom Fehlen der einstmals majestätischen, zu vielschichtigen Arena-Rock-Riffs aufeinandergetürmten Gitarrenwälle ganz zu schweigen: Eine planlose, schwülstige, völlig weichgezeichnete und im Sound ausgedünnte Fortsetzung von Corporate America. Ein Jammer.