Auf seine alten Tage will es Wadada Leo Smith noch einmal so richtig wissen. Mit 81 Jahren hat der Trompeter ein fettes Electric-Jazz-Album gestrickt, das Miles Davis’ Meilenstein Agharta (1975) nicht nachbaut, sondern unter den studiotechnischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts in unsere Zeit transformiert.
Mit drei elektrischen Gitarristen, zwei Power-Bassisten, zwei Drummern und einem Elektroniker begibt er sich in einen Mahlstrom aus tonnenschweren Grooves und Sounds, die in dieser Form nicht in zielgerichteten Studio-Sessions eingespielt wurden, sondern aus Hunderten von Stunden separat aufgenommenen Materials destilliert und von Smith selbst auf vielfältige Weise hernach im Studio zusammengeschnitten und bearbeitet wurden. Am Ende flog er mit seiner Trompete darüber.
Seiner klaren Vision ist es zu verdanken, dass die Musik keinen einzigen Takt lang elaboriert wirkt, sondern wie eins der besten organischen Jam-Alben unserer Zeit klingt. Wäre der Miles Davis von 1970 heute noch aktiv, würde er womöglich genau dasselbe Album machen.