Rotor

Sieben

Noisolution
VÖ: 2023

In marodem Zustand

Seit einem Vierteljahrhundert gießen Rotor Kraut-beeinflusste Psychedelia und DDR-Charme in brachialen Stoner Rock. Und verlieren dabei nach wie vor kein einziges Wort. Die mit archaisch anmutenden Wörtern wie ›Reibach‹, ›Schabracke‹ oder ›Kahlschlag‹ betitelten Songs bewegen sich zwischen Wüsten-Jams wie im Titelsong, Cowbell, schweren Doom-Riffs, Kyuss-Gitarren und etwas Wah-Wah. ›Mäander‹, der Titel verrät es, schlängelt sich fließend zwischen langsamen Single-Note-Riffs, orientalisch angehauchten Leads und Wutausbrüchen.

Rein stilistisch serviert das Quartett einiges an Abwechslung. War der Verzicht auf Gesang in der Vergangenheit durchaus seine Stärke, legt dies im Fall von Sieben eindeutige Schwächen offen. Rotor schaffen es nicht mehr, mit ihren Instrumenten die Aufmerksamkeit des Hörers ganz für sich zu vereinnahmen.

Hypnotische Melodien, Gänsehaut erzeugende Harmonien, treibende Rhythmen, brachiale Riffs — all die Elemente, die bei psychedelisch angehauchter instrumentaler Rockmusik von My Sleeping Karma bis Long Distance Calling fest sitzen müssen, zerbröseln Rotor zwischen den Fingern wie der Putz eines Wohnblocks in Berlin-Marzahn. Schade, vor einigen Jahren klang die Band deutlich dringlicher.

(5/10)

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