Regisseur Andrew Horn hat ein Faible für schräge Künstler und die Geschichte hinter ihrer Fassade: Bei den Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm über die deutsche New Wave-Kultfigur Klaus Nomi kommt der Amerikaner mit Twisted Sister in Berührung, in deren Vorprogramm der eigenwillige Kontertenor 1981 keine glückliche Figur gab.
Dass auch die von Pleiten, Pech und Pannen gesäumte Karriere der knallbunt geschminkten US-Hardrocker ordentlich Material für einen unterhaltsamen Film bereit hält, ist für Anhänger der Gruppe kein Geheimnis, und auch Horn erkennt das Potential der Underdog-Story. Auf We Are Twisted F*cking Sister! lässt er Gründungsmitglied Jay Jay French von den Anfängen in den frühen Siebzigern berichten, holt ehemalige Bandmitglieder, Weggefährten, Manager und Fans vor die Kamera und verschafft Sänger Dee Snider, Gitarrist Eddie Ojeda, Bassist Mark Mendoza und dem 2015 verstorbenen Schlagzeuger A.J. Pero genügend Raum, um den harten Weg der Band aus den Bars und Clubs der New Yorker Vororte bis in die Kinderzimmer der MTV-Generation zu erzählen: Zehn Jahre lang gehören Twisted Sister zu den populärsten Bands der Drei-Staaten-Region New York-New Jersey-Conneticut, besitzen eine verschworene Anhängerschaft und spielen unzählige Konzerte.
Doch bei Plattenfirmen gelten die geschminkten Rocker um den rauhbeinigen Drag-Queen-Charakter Dee Snider als Witz. Selbst als sie regelmäßig vor mehreren tausend Zuschauern auftreten, will sie niemand unter Vertrag nehmen. Es benötigt ein auf wackligen Beinen stehendes britisches Punklabel, die Hilfe von Lemmy Kilmister und einen selbstfinanzierten Auftritt in einer englischen TV-Show, um endlich den Sprung aus der lukrativen, aber lokal begrenzten Clubszene zu schaffen. Wer Twisted Sister nur mit lustigen Videoclips und energetischen, comic-haften Shows in Verbindung bringt, kann sich mit We Are Twisted F*cking Sister! davon überzeugen, wie viel Arbeit hinter dem Sprung ins internationale Rampenlicht steckt. Visuelle Höhepunkte sind die Sequenzen alter Konzertmitschnitte, auch wenn dieses Material zu sparsam eingesetzt wird und die dominierenden Interviewstrecken diesen dennoch sehenswerten Dokumentarfilmfilm etwas statisch wirken lassen.