Von Hertzen Brothers

War Is Over

Mascot
VÖ: 2017

Ein himmlischer Kessel Buntes

Anfang und Ende setzen deutliche Signale: Mit zwei überlangen Songs — dem lebhaften Titelsong und dem hypnotisch-mystischen ›Beyond The Storm‹ — machen die Finnen klar, dass sie sich (wieder) die Freiheit nehmen, jedwedem musikalischen Geistesblitz zu folgen, und schlage er noch so sehr Haken. Müßig die ewige Frage, ob das nun Progressive-Rock, Hardrock oder gar Pop im weitesten Sinne ist. Sie mischen alles ohne Scheuklappen. Warum? Weil sie es können.

Bereits in dem zwölfminütigen Titelsong ist alles enthalten. Die hektische Betriebsamkeit (und das ist ausschließlich positiv gemeint) der drei ersten Queen-Alben und der Hang zu ganz großen Melodien. Da ist der spannende Anfang mit kinematografischem Intro, dann ein federleichter und doch treibender Groove, der den Song bis zum Ende trägt. Kleine Details im Gitarrenarrangement sorgen dafür, dass nie Langeweile aufkommt. Freunde härterer Gitarrenakrobatik werden gut bedient mit dem gurgelnden Wah-Wah-Strudel von ›To The End Of The World‹, das zusammengehalten wird vom dichten Schlagzeugspiel des zurückgekehrten Trommlers Sami Kuoppamäki, der vor über zehn Jahren schon einmal für die Band spielte.

Man mag nach falschem Pathos suchen, wenn sich Melodie auf Melodie türmt, aber man wird nicht fündig. Da kommt ›Jerusalem‹ wie die Filmmusik zu einem 3D-Blockbuster, da blasen die Keyboards wie ein warmer Wind von den Zinnen einer auf Riffs erbauten Burg, da erheben sich wohlige Stimmen über all dem, denen man nie billige Effekthascherei vorwerfen kann. Und es kommt noch besser: So formvollendete, grundlos optimistisch stimmende Melodien wie in ›Frozen Butterflies‹ können eigentlich nur im Himmel geschrieben werden.

Keine Wertung

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