Badlands

Voodoo Highway (1991)

Mit seinen Beiträgen zu Bark At The Moon und The Ultimate Sin wurde Jake E. Lee als Gitarrenheld von Ozzy Osbourne bekannt. Erfüllung fand der Halbjapaner allerdings erst mit der Band, die er nach seinem Ausscheiden aus dem Tross des Madman Ende der Achtziger initiierte: Badlands.

TEXT: DANIEL BÖHM

An seiner Seite wusste er den Bassisten Gregg Chaisson, Schlagzeuger Eric Singer sowie dem stimmgewaltigen Ray Gillen, der gerade erst ein kurzes Gastspiel bei Black Sabbath hinter sich hatte, bei denen er zunächst Glenn Hughes ersetzte und während der Aufnahmen von Eternal Idol Tony Martin hatte weichen müssen.
 


Auf ihrem titellosen Erstling geben sich Badlands 1989 bluesverbundenem und dabei ziemlich energischem Siebziger-Hardrock hin, der nicht zuletzt wegen Gillens phänomenaler Gesangsdarbietung Assoziationen zu Led Zeppelin und Whitesnake unausweichlich macht. Lees Soli bleiben virtuos, geschmackvoll und sehr erdverbunden; seine Riffs spielt er weiterhin mit hackend-hartem und tief einschneidendem Anschlag der Gitarrensaiten (›High Wire‹). Eine Ozzy-Erinnerung gibt’s lediglich im Mittelteil von ›Dreams In The Dark‹ — genau wie das edle, herrlich zeppelige ›Winter’s Call‹ ein kleinerer MTV-Hit.



Das exzellente zweite Album trommelt drei Jahre später Racer X-Sänger Jeff Martin ein. Musikalisch streckte sich die Gruppe darauf noch stärker nach dem Bluesrock der Siebziger: Der knochentrockene Klang ist ausgesprochen organisch gehalten und überhaupt baut Voodoo Highway noch viel vehementer am Heavy-Blues der Siebziger: Deftige Hardrocker wie ›Whiskey Dust‹, ›Soul Stealer‹ und ›Silver Horses‹ wirken dadurch unerhört vital; herausragend ist zudem die Interpretation der James Taylor-Nummer ›Fire And Rain‹.

Mit Dust entsteht noch eine dritte LP, die erst fünf Jahre nach dem Tod Gillens erscheint. Der Sänger starb 1993 an den Folgen seiner HIV-Infektion.


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