III Sides To Every Story

Ihr Debüt blieb 1989 trotz eines Beitrags zum Soundtrack von Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit (›Play With Me‹) weitestgehend ungehört. Erst das Nachfolgealbum brachte Extreme 1990 den Durchbruch — einerseits wegen ihrer Hit-Ballade ›More Than Words‹, vor allem aber wegen ihres frischen Sounds, der nicht zuletzt wegen der rhythmisch-kecken und virtuosen Gitarrenarbeit von Nuno Bettencourt, der den US-Hardrock so quicklebendig und wenig angeberisch funkeln ließ wie lange niemand. Als das Quintett zwei Jahre später sein Drittwerk präsentierte, war der darauf dokumentierte Entwicklungs- und Reifeschritt beinahe verstörend: Das von einem losen Konzept zusammengehaltene Doppel-Album III Sides To Every Story unterteilt sich in die drei Einzelsegmente "Yours" (mit wuchtigem Groove-Hardrock und funkigen Songs wie ›Cupid's Dead‹, ›Rest In Peace‹ und ›Color Me Blind‹), "Mine" (Bedächtiges und bombastische Balladenwie ›Stop The World‹) und "The Truth". Dieser besteht seinerseits aus dem zwanzigminütigen Dreiakter ›Everything Under The Sun‹ besteht, der bis heute der künstlerische Höhepunkt der Band aus Boston geblieben ist und mit seinen verschlungenen Arrangements und orchestralen Passagen ganz in der Tradition ihrer erklärten Vorbilder Queen und der zweiten Seite von Abbey Road steht — ohne auch nur eine Sekunde verkopft zu wirken. In ›Am I Ever Gonna Change‹ wird zudem nochmal so richtig deutlich, weshalb in Extreme seinerzeit auch eine jugendliche und stark inspirierte Reinkarnation von Van Halen gesehen wurde: Ein Traum.
Wie das Original stecken auch in dieser Neuauflage die zwei Vinyl-Scheiben in einem Pappschuber, dessen Oberfläche effektiv mit einer glänzenden Heißfolie veredelt wurde. Die Oberfläche der Hülle war 1992 deutlich feiner, weicher und noch ästhetischer — ein Makel ist das aber nur bedingt. Der Klang ist voll und hervorragend ausgewogen.