Im September erscheint in The Third Secret das Studio-Comeback der neu belebten Melodic-Metaller Fifth Angel. Mit ihren beiden in den Achtzigern erschienenen Alben, die als Digipak-CDs und Vinyl-Editionen wieder regulär erhältlich sind, lässt sich die Wartezeit prima überbrücken, zumal sie zu Recht Kultstatus genießen.
Ob man dabei Fifth Angel oder Time Will Tell den Vorzug gibt, ist pure Geschmackssache. Das von Metal Church-Produzent Terry Date in Form gebrachte Debüt von 1986 präsentiert die Band noch von einer etwas raueren Seite, obgleich dem Quintett im Unterschied zu vielen anderen US-Metal-Formationen stets auch eine zugängliche Hardrock-Seite innewohnte.
Primär verdanken Stücke wie ›Call Out The Warning‹ oder ›Wings Of Destiny‹ aber vor allem den Seattle-Nachbarn Queensrÿche und Heir Apparent (Graceful Inheritance) einiges an Inspiration, während in den Lead- und Harmony-Parts von Gitarrist James Byrd als prägender Einfluss Michael Schenker durchscheint; Frontmann Ted Pilot lässt in ›Shout It Out‹ oder ›In The Fallout‹ punktuell Dio-ähnliche Gesangsmelodien einfließen.
Mit Time Will Tell, produziert von Terry Brown (Rush, Fates Warning), schien die Gruppe mit dezent eingesetzten Keyboards, einem geschliffeneren Klangbild und betont eingängigen Stücken wie ›Midnight Love‹, ›Cathedral‹ oder der an Dokken erinnernden Powerballade ›Broken Dreams‹ mit Macht den Durchbruch schaffen zu wollen.
Trotz vereinzelter textlicher und melodischer Klischees gelang Fifth Angel erneut ein hochklassiges Album, das in ›Lights Out‹ (UFO) auch ein gelungenes Cover enthielt. Nach der Trennung der glücklosen Formation blieb lediglich Ken Mary im Blickfeld der Öffentlichkeit: Der Drummer, der parallel zu Fifth Angel mit Alice Cooper, Chastain und sogar den Ingolstädtern Bonfire (Fireworks) gearbeitet hatte, stieg bei House Of Lords ein und spielte später für Impellitteri und Doug Aldrichs Band Bad Moon Rising.