Mit ›Stormbringer‹, ›Might Just Take Your Life‹ und dem von Deep Purple nie live gespielten Burn-Track ›Sail Away‹ gelingt dem dänisch-britischen Ensemble um Hughes ein optimaler Einstieg. Gitarrist Søren Andersen, Drummer Ash Sheehan und Keyboarder Jesper Bo Hansen, der im Jon Lord-Gedächtnis-Jeanshemd aufläuft, legen eine druckvolle Grundlage. Dabei bleiben sie nah an den Original-Arrangements, die man von diversen Live-Mitschnitten aus der Hughes/Purple-Ära kennt, setzen aber durchaus auch eigene Akzente.
Obwohl sich alle Begleitmusiker im gut 25-minütigen ›You Fool No One‹ mit Soloeinlagen ausleben können, gehört das Rampenlicht in erster Linie Glenn Hughes, der sich stimmlich in guter Verfassung präsentiert, Ausflüge in allerhöchste Gefilde aber nur wohltuend dosiert unternimmt. Zudem führt der Routinier sympathisch durch das Programm und kokettiert dabei auch mit seinem jugendlichen Erscheinungsbild. »Den Song haben Tommy Bolin und ich geschrieben, als wir vier oder fünf Jahre alt waren«, kündigt er grinsend das 1975 entstandene ›Gettin’ Tighter‹ an, und auch der Hinweis auf seine mittlerweile wieder beeindruckend lange Matte darf nicht fehlen. »Ich höre ständig die Frage, ob das eine Perücke ist. Komisch, dass sich Leute über so etwas Gedanken machen. Das sind doch nur Haare, ich habe sie jetzt halt zweieinhalb Jahre wachsen lassen.«
Einziges Manko des unterhaltsamen und musikalisch hochklassigen Abends ist die Songauswahl im letzten Drittel der zweistündigen Show: Den Griff in die Hitkiste (›Smoke On The Water‹, ›Highway Star‹) hätte man von Hughes nicht unbedingt gebraucht. Stattdessen wäre die eine oder andere Rarität von Stormbringer oder Come Taste The Band wünschenswert gewesen. Trotzdem gibt es am Ende lang anhaltenden — und verdienten — Applaus. Auch der Meister selbst hat offensichtlich Spaß an der Sache und kündigt noch auf der Bühne zwei weitere Deutschland-Tourneen für 2019 an.