Herman Rarebell

Die Liebe in den goldenen Jahren

Herman Rarebell hat die achtziger Jahre hautnah miterlebt — nicht zuletzt als Schlagzeuger der Scorpions. Mit What About Love will er die Lebensfreude dieses Jahrzehnts zurückbringen und schwelgt in freudiger Erinnerung.

TEXT: MAXIMILIAN BLOM |FOTO: PR/Metalville

Seit 16 Jahren ist Brighton der Lebensmittelpunkt von Herman Rarebell. In dem Seebad an der englischen Südküste wohnt er in direkter Nachbarschaft zum einstigen UFO-Frontmann Phil Mogg. Und Michael Schenker: Mit dem Gitarristen verbindet Rarebell eine lange Freundschaft, die ihn einst zu den Scorpions führte und später in Schenkers Temple Of Rock. Dort wirkte auch der umtriebige Michael Voss (Mad Max, Casanova) mit, mit dem Rarebell wiederholt in Projekten zusammenarbeitete. Auch auf What About Love ist Voss abermals als Sänger, Gitarrist und Co-Produzent an Bord.

»Ich bin 1971 zum ersten Mal nach England gezogen, um als Session-Drummer zu arbeiten. Ich dachte, die Leute warten dort auf mich, aber das war natürlich nicht der Fall«, lacht der heute 75-Jährige. »Dort habe ich Michael, der damals bei UFO war, ein paar Jahre später in einem Pub wiedergetroffen. Wir kannten uns schon flüchtig, weil er mal im Vorprogramm meiner alten Band R.S. Rindfleisch gespielt hatte. Er erzählte mir, dass die Scorpions im Marquee in London auftreten und dass ich doch bei ihnen vorspielen solle. Das gleiche haben zwar auch noch fünfzig andere gemacht. Aber letztendlich habe ich den Job bekommen und bin 1977 eingestiegen — am Hochzeitstag von Klaus Meine, dem 18. Mai.«



Es ist eine Karriereentscheidung, die den Saarländer mit dem bürgerlichen Namen Hermann Erbel in den kommenden 19 Jahren mehrfach um den Globus führen wird. Vor allem auf die achtziger Jahre, in denen er zeitweise in den USA lebte, blickt er heute mit den besten Erinnerungen zurück. Auch auf What About Love, für das er prominente Kollegen und Zeitzeugen gewinnen konnte. So sind Dann Huff, Bob Daisley und Neil Carter zu hören — auch der frühere Heart-Gitarrist Howard Leese und Jim Vallance.



»Mit den meisten Musikern, die wir auf der Platte gecovert haben, teile ich eine persönliche Geschichte. Mit Whitesnake und Joan Jett sind wir damals zum Beispiel getourt und mit Robert Palmer war ich sehr gut befreundet. Ich wollte mich vor diesem unglaublichen Talent verneigen, das damals in der Musik vorhanden war. Und natürlich waren das auch meine goldenen Jahre. Ich habe immerhin 35 Songs der Scorpions mitgeschrieben und auch Albumtitel wie Animal Magnetism oder Blackout eingebracht. Wir stellen aber auch die titelgebende Frage: Was ist mit der Liebe passiert? Wenn ich mich heute umschaue, sehe ich nur Hass. Damals war es friedlicher. Wir haben 1989 beim Moscow Music Peace Festival gespielt und gemeinsam die Hoffnung gehabt, dass Ost und West zusammenwachsen. Was ja auch passiert ist.«


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