Bad Company

Holy Water (1990)

Drei Jahre nach der Implosion der Originalbesetzung von Bad Company stellen Mick Ralphs und Simon Kirke eine neue Gruppe auf die Beine. Mit neuem Sänger entstehen einige der stärksten Mainstream-Rock-Alben der Achtziger.

TEXT: DANIEL BÖHM

Als Paul Rodgers 1982 seinen Ausstieg aus Bad Company erklärt, bricht die Gruppe augenblicklich auseinander. 1983 erscheint seine erste Solo-Platte Cut Loose, die der Sänger allein bei sich daheim im Keller aufgenommen hatte. Im Jahr darauf startet er eine Star-Allianz mit Jimmy Page, Bassist Tony Franklin und Drummer Chris Slade unter dem Namen The Firm, die mit The Firm (1985) und Mean Business (1986) zwei nur kurz nachhallende Alben zustande bringt.

Auch seine früheren Gefährten sind nicht untätig. Simon Kirke steigt bei den britischen Hardrockern Wildlife ein (aus der Formation der Brüder Steve und Chris Overland gehen wenig später die bis heute aktiven FM hervor), deren einzige Platte als letzte Veröffentlichung des Zeppelin-Labels Swan Song erscheint, während Boz Burrell als Bassist der Band von Roger Chapman durch die Welt tingelt.

Mick Ralphs geht 1984 als Gitarrist mit David Gilmour auf Tournee, ehe er 1985 eine Solo-LP aufnimmt, auf der sich Kirke als Schlagzeuger mitverewigt. Beide finden Gefallen an einer neuen Band. Dass diese schon sehr bald wieder Bad Company heißen würde, ahnen sie zunächst genauso wenig wie Sänger Brian Howe, den sie auf Empfehlung von Foreigner-Chef Mick Jones von Ted Nugent abgeworben hatten.



Der Einstand dieser neuen Gruppe unter altem Namen gerät 1986 mit Fame And Fortune noch etwas bemüht. Die folgenden Platten Dangerous Age (1988), Holy Water (1990) und Here Comes Trouble (1992) aber zählen zweifellos zu den stärksten Mainstream-Rock-Alben der Achtziger und könnten glatt als die Klassiker durchgehen, die Foreigner nie eingespielt haben.

In den USA verkauft sich Holy Water über eine Million Mal und macht aus Bad Company wieder einen Platin-Act. Wie zuvor auf Dangerous Age stammt auch hier der Löwenanteil der Stücke von Howe und Zweitgitarrist Terry Thomas, die Holy Water noch ein Stückchen härter, gitarrenorientierter und chorverliebter aufziehen.



Der Titelsong hat ordentlich Wucht und im Refrain Melodie, ›Walk Through Fire‹ wird zu einem astreinen Sommer-Song des aufwendig produzierten Mainstream-Rock. Ebenso das überragende ›Fearless‹: eine energiegeladene Genre-Perle, nach der sich auch Richard Marx, Foreigner oder Lou Gramm für seine Solo-Scheiben Ready Or Not (1987) und Long Hard Look (1989) die Finger geleckt hätten.

Howe wächst als Sänger über sich hinaus — und ist sich bei aller Rivalität nicht zu schade, die Beiträge der anderen mit Herzblut umzusetzen: Das schleppende ›Stranger, Stranger‹ etwa, in das sich Simon Kirke einklinkte, wird so zu einem weiteren Glanzpunkt der Platte, ›Lay Your Love On Me‹ sorgt als relaxtes, markantes Ralphs-Stück für Erdung.


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