Kamchatka

Long Road Made Of Gold

Despotz
VÖ: 2015

Weiter auf Entdeckungsreise

Ihre Musik ist ein Schmelztiegel der Elemente, die den Heavy-Rock der späten Sechziger und frühen Siebziger bestimmten. Gewollt gestrig klangen Kamchatka mit ihrem Sinn für improvisationsstarke Traditions-Sounds allerdings noch nie. Auf ihrer mittlerweile sechsten Platte schon gar nicht: Das schwedische Power-Trio lässt auf Long Road Made Of Gold seinen Stilmix aus hartem Blues- und Psychedelic-Rock nebst Prog-Elementen so songorientiert durch eine Welt ohne Zeit grollen wie noch nie.

Entstanden ist dabei ein Album, das als erstes ihrer Karriere nicht nur beinharte Traditionalisten begeistern sollte, sondern über einige auffallend schmissige Stücke wie ›Get Your Game On‹, ›Who’s To Blame‹ oder ›Human Dynamo‹ auch eine tendenziell jüngere Klientel erreichen könnte, die harten Rock (ganz ohne Patina) lieber von Bands wie Audrey Horne, Pothead oder Audioslave empfangen und genießen will.

Long Road Made Of Gold funktioniert in beide Richtungen so hervorragend, weil es völlig frei von Pathos ist. Den Weggang ihres lange wichtigen Sängers, Bassisten und Songschreibers Roger Öjersson nach Bury Your Roots (2011) haben Kamchatka endgültig kompensiert. Für ihn kam seinerzeit Per Wiberg in die Gruppe, der auf dem Vorgängeralbum The Search Goes On noch verhältnismäßig unauffällig blieb und erst jetzt zu einer weitaus gewichtigeren Rolle in dem bärtigen Trio gefunden hat.

Bei zwei Stücken ist der ehemalige Opeth-Keyboarder als Sänger zu hören — und lässt das großartige ›Slowly Drifting Away‹ stark nach einer Nummer der als Stoner-Formation gestarteten Classic-Rocker Spiritual Beggars klingen, für die er ebenfalls tätig ist. Hauptfigur bleibt Thomas Andersson, der als vielseitiger Gitarrist mit markanter Stimme zu glänzen versteht. Im slidegetriebenen ›Long Road‹ etwa oder in ›Made Of Gold‹, das sich mit etwas Fantasie als eine Power-Blues-Variante von King’s X beschreiben ließe und nach einem grandiosem Break enormen Punch entwickelt.

 

(8.5/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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