Es gibt sie noch, die wirklich ungewöhnlichen Alben. Auf seiner zweiten Platte Seven Pathways To Annihilation zelebriert das Trio Howling Sycamore eine eigenwillige Mischung aus technisch anspruchsvollem Progressive Metal, wüsten Blastbeats und jazzigen Gitarren, die dem Hörer viel Geduld abverlangt. Nach dem ersten, chaotischen Höreindruck lässt sich jedoch ein komplexes Werk entdecken, das Eigenständigkeit nicht nur reklamiert, sondern auch lebt. Schon der Einstieg ›Mastering Fire‹ ist stark von rhythmischer Abwechslung geprägt und beeindruckt mit Jason McMasters einschneidendem Gesang — so wie bei Howling Sycamore hat sich der Texaner seit alten Watchtower-Tagen nicht mehr austoben können.
Auch Gitarrist Davide Tiso und Schlagzeuger Hannes Grossmann zeigen, dass sie ihr Handwerk verstehen. Dabei zählen aller technischer Fertigkeiten zum Trotz die Emotionen, die in Stücken wie dem schrägen ›Departure‹ oder dem ruhigeren ›Second Sight‹, das mit einem Solo des einstigen Megadeth-Gitarristen Marty Friedman ausklingt, transportiert werden. Wer Gruppen wie Nevermore und Witherfall verehrt, sich von einem Saxofon-Einsatz wie bei ›Sorcerer‹ nicht abschrecken lässt und einen harmonischen Songaufbau nicht unbedingt benötigt, der sollte dieser Scheibe Gehör schenken.