Bruce Dickinson, Deep Purple

Bruce Dickinson über "Made In Japan" (1972)

Mehr als vier Jahrzehnte hat es auf dem Buckel und gilt als Lehrstück in Sachen Spielwitz, Adrenalin, Improvisations- und Interaktionswut. Made In Japan (1972) ist eines der besten Konzert-Dokumente aller Zeiten, findet auch Bruce Dickinson.

TEXT: DANIEL BÖHM |FOTO: John McMurtrie

»Ian Gillan will leider nicht mehr mit mir darüber diskutieren, aber ich finde seine harte Kritik Made In Japan gegenüber immer noch ganz furchtbar. Ich bin mit Deep Purple groß geworden, es ist eine ganz wichtige Band für mich. Für uns alle: Ohne sie wäre Heavy Metal in seiner theatralischen Anmutung und spielerischen Offenheit nicht möglich gewesen oder klänge wie Black Sabbath.

Mein ganz persönlicher Purple-Moment ist ein bisschen eklig und hat damit zu tun, wie mich Ian Gillan 1979 aus der Toilette seines damaligen Studios gerettet hat. Dort habe ich damals mit der Band Samson mein erstes Album Survivors aufgenommen — und schwer gefeiert. Irgendwann kam Ian zu uns in den Kontrollraum, wo wir uns ein paar Playbacks anhörten. Da ging es mir schon nicht mehr ganz so gut. Wenig später musste ich mich dann höflich verabschieden: Ich habe mich und seine Toilette ordentlich zugekotzt und bin dann mit dem Kopf in der Kloschüssel eingeschlafen. Ian hat mich später gefunden und dafür gesorgt, dass ich irgendwie nach Hause kam. Doch: Ich bin großer Deep Purple-Fan.«

Das mit simpelstem Aufnahme-Equipment mitgeschnittene Made In Japan ist bis heute eines der vollkommendsten Dokumente von Musikalität und purer Magie auf der Bühne geblieben. Die Umsetzung der goldenen Verpackung hat Fin Costello zu verantworten. »Ich hatte damals immer wieder für Purple Records gearbeitet«, erzählt der Starfotograf, der nicht nur das Bildmotiv für das Cover der Doppel-LP stellte, sondern auch das komplette Artwork der Plattenhülle übernahm. »Das Fotolabor, das ich regelmäßig in der Londoner Newman Street aufsuchte, lag genau gegenüber vom Deep-Purple-Büro. Eines Tages lief ich daran vorbei, als plötzlich Roger Glover auf der anderen Straßenseite das Fenster aufriss und zu mir herüberbrüllte, ich solle unbedingt zu ihm heraufkommen und mir diese neuen, umwerfenden Aufnahmen aus Japan anhören.«



Ursprünglich sollte das Album lediglich in Asien erscheinen. »Aber schon die erste Live-Nummer ›Highway Star‹ war einfach so was von furios, dass sofort beschlossen wurde, die Aufnahmen weltweit zu veröffentlichen. Zu dem Zeitpunkt sollte es noch “Live In Japan” heißen. Die Band fand den Titel Made In Japan aber witziger — wie die offizielle Herkunftsbeschreibungen der Produkte, die in Nippon hergestellt wurden.«

Das Foto auf dem güldenen Cover stammt allerdings nicht von den mitgeschnittenen Konzerten in Osaka oder Tokio, sondern wurde weit entfernt im legendären Rainbow Theatre in London aufgenommen. »Auf der Innenseite des Klappcovers wollten wir eine aufgehende Sonne abbilden. Die Planung des gesamten Designs war in nicht einmal fünf Minuten abgeschlossen. Danach stiegen Roger und ich in ein Taxi und fuhren in mein Studio nach Paddington, wo wir mit einem Skalpell die Fotos so zugeschnitten haben, so dass sie exakt in die Sonnenstrahlen passten. Das war wie Basteln im Kindergarten. Das Artwork von Made In Japan bringt noch immer Aufträge ein — abgefahren, wenn man bedenkt, dass von der ersten flüchtigen Idee bis zum fertigen Artwork noch nicht einmal eine Stunde verging, haha.«



ROCKS PRÄSENTIERT

DAS AKTUELLE HEFT

Cover von ROCKS Nr. 106 (03/2025).