John Sykes

29. Juli 1959 — 20. Januar 2025

John Sykes ist tot. Der einflussreiche Gitarrist spielte unter anderem bei den Tygers Of Pan Tang, Thin Lizzy und Whitesnake — deren größten kommerziellen Erfolg 1987 er maßgeblich mitverfasste.

TEXT: MAXIMILIAN BLOM |FOTO: William Hames

Die Todesnachricht verbreitete sein Umfeld über die Facebook-Seite des Verstorbenen. »Mit großer Trauer müssen wir mitteilen, dass John Sykes seinen harten Kampf gegen den Krebs verloren hat. Er wird vielen als Mann mit großem musikalischen Talent in Erinnerung bleiben. Für jene, die ihn nicht persönlich kannten: Er war fürsorglicher, liebevoller und charismatischer Mensch, der mit seiner Anwesenheit einen Raum erhellen konnte.«

Seine musikalische Karriere begann John Sykes im Umfeld der NwoBHM. Nach einer kurzen Zeit bei Streetfighter, wo er unter anderem mit dem späteren Diamond Head- und Samson-Bassisten Mervyn Goldsworthy zusammenspielte, schloss er sich 1980 den Tygers Of Pan Tang an. Dort spielte er auf den Alben Spellbound und Crazy Nights (beide 1981). Auch auf dem vierten Bandwerk The Cage (1982) ist er noch auf zwei Songs zu hören — da hatte er die Formation aber bereits nach Streitigkeiten verlassen.



In der Folge spielte er bei Ozzy Osbourne vor und war Mitglied der kurzlebigen britischen Formation Badlands von John Sloman (nicht zu verwechseln mit der US-Formation gleichen Namens um Jake E. Lee). Noch im gleichen Jahr schloss er sich Thin Lizzy an und brachte einen härteren Gitarrensound in die Band ein; zu hören ist dies auf dem finalen Studio-Album Thunder And Lightning (1983) sowie auf der Konzert-Auslese Life (1983), welche die Abschiedstour der irischen Hardrocker dokumentierte.

1996 war er auch die treibende Kraft, Thin Lizzy gewissermaßen als Tribut-Band für das Leben und Wirken des 1986 verstorbenen Frontmannes Phil Lynott neu zu beleben: Bis 2010 stand er ihnen als singender Gitarrist vor.



Auch in Lynotts Soloband war Sykes nach der zwischenzeitlichen Auflösung der Band aktiv. 1984 bekam er dann das Angebot, zu Whitesnake zu wechseln: Die Formation um David Coverdale hatte auf einer gemeinsamen Tour mit Thin Lizzy einige Jahre zuvor kennengelernt. Als erste Amtshandlung steuerte er neue Gitarrenspuren für die US-Veröffentlichung von Slide It In (1984) bei.

Vor allem an der musikalischen Ausrichtung des kommerziell höchst erfolgreichen Nachfolgers 1987 war er aber maßgeblich beteiligt: Gemeinsam mit Coverdale schrieb er alle neuen Songs der Platte. Als die Platte im April 1987 erschien, war Sykes allerdings schon nicht mehr Bandmitglied: Die Besetzung war an internen Streitigkeiten zerbrochen; bis zuletzt war das Verhältnis von Sykes und Coverdale angespannt.



Im Anschluss gründete John Sykes die Hardrock-Formation Blue Murder, mit denen die beiden Platten Blue Murder (1989) und Nothin' But Trouble (1993) entstanden. Als Solokünstler nahm er zwischen 1995 und 2000 vier weitere Studiowerke auf. Ein fünftes soll seit Jahren in Arbeit gewesen sein.

Am 20. Januar 2025 starb John Sykes. Er wurde 65 Jahre alt.



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