In gewisser Weise erinnert Checkered Past an die Zeit zwischen Waking The Dead und Tales From The Strip: Nachdem sich die Sleaze-Koryphäen 2002 mit einem unerwartet harten und abgeklärten Album zurück in die Spur hievten, folgte gleich darauf der Bruch mit einer weitaus weniger harten, extrovertierten Platte. Der große Unterschied zu heute ist, dass Tracii Guns aktiver Teil dieser Entwicklung geblieben und zwischenzeitlich nicht wieder ausgestiegen ist.
Und freilich sind auch die Songs des wunderbaren Tales From The Strip eine ganze Ecke zugänglicher als auf diesem dritten Album seit der Aussöhnung des Gitarristen mit Sänger Phil Lewis vor vier Jahren. Auf Checkered Past feuern L.A. Guns nicht mehr durchgängig aus allen ihnen zur Verfügung stehenden Rohren wie zuletzt auf The Devil You Know. Dafür klingt die tolle Produktion nun um ein Vielfaches organischer und echter.
›Better Than You‹ mit seinem feschen Riff ist abgeklärter Sleaze mit Punkrock-Rotz, der Tales From The Strip genauso fest im Zielvisier behält wie die Bandklassiker L.A. Guns (1988) und Cocked & Loaded (1989). Auch Nummern wie ›Knock Me Down‹, ›Cannonball‹ und ›That Ain’t Why‹ (mit Aerosmith-Rocks-Schärfe) sind sofort zur Stelle — aber eben nicht alle. Dass die Melodien auf dem Vorgänger anschmiegsamer wirkten, hat auch mit der zuweilen abenteuerlichen Songreihenfolge zu tun, die Checkered Past ein wenig Bruchstückhaft erscheinen lässt.
›Bad Luck Charm‹ an zweiter Stelle etwa ist eine ziemlich kalte Dusche; das darauffolgende ›Living Right Now‹ dann eine von mehreren Nummern, die auch gut von Alice Cooper stammen könnten — auch, aber nicht nur wegen Lewis’ vergleichsweise tiefer und natürlicher Gesangsstimme: Im düsteren ›If It’s Over Now‹ finden sich so manche Parallelen zu des Meisters ›Don’t Give Up‹. Dass L.A. Guns immer mal wieder in die Siebziger zurückschauen, zeigt sich zudem besonders hübsch im tiefenentspannten ›Get Along‹, das mit 12-saitiger Gitarre und Mandoline an Led Zeppelin und John Corabis alte Combo Union gemahnt.