Melissa Etheridge

One Way Out

Warner
VÖ: 2021

Entstaubte Goldstücke

Vor neun Jahren stieß Melissa Etheridge beim Durchforsten ihres Archivs auf Songs, die sie Ende der achtziger Jahre verfasst und eingespielt, nicht aber veröffentlicht hatte. Sie brachte die verstaubten Goldstücke damals für ein geplantes Boxset auf Vordermann, das letztlich doch nicht erscheinen sollte. Weil Kompositionen wie das verblüffend harte, herrlich knarzige und von Mundharmonikaklängen flankierte ›One Way Out‹, der mit latentem Stones-Flair gesegnete Rocker ›Save Myself‹ und das verhaltene ›I’m No Angel Myself‹ aber zu gehaltvoll sind, um ungehört zu versanden, stehen sie nun auf One Way Out.

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ergibt im Kontext ihrer jüngsten Arbeiten durchaus Sinn: Nach dem recht orientierungslosen This Is M.E. (2014) zog sich Melissa Etheridge mit dem Cover-Album Memphis Rock And Soul (2016) und dem bockstarken The Medicine Show (2019) selbst aus dem Sumpf, indem sie wieder kompromisslos bodenständige Rockmusik mit Ecken und Kanten zelebrierte. Daran dockt die mittlerweile 60-Jährige mit One Way Out an, vieles darauf klingt erfreulich ungehobelt. Zwei 2002 in Los Angeles mitgeschnittene Songs runden diese wirkungsvollen Ausgrabungen ab.

(8/10)

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