Steven Wilson

The Overview

Fiction
VÖ: 2025

Weltraumoper vom Prog-Primus

Nachdem sich Steven Wilson auf vorherigen Solo-Alben mit Wonne mit Pop-Strukturen und Melodien auseinandergesetzt hat, verdeutlicht schon die Titelliste von The Overview, dass mal wieder alles anders ist. Die zwei Songs des Albums erstrecken sich über 41 Minuten und sind entsprechend vielschichtig aufgebaut. Und machen so dem ambitionierten Konzept rund um den Overview-Effekt alle Ehre. Der besagt, dass Raumfahrer, wenn sie aus dem All auf die plötzlich klein gewordene Erde blicken, von einem Gefühl der Ehrfurcht, aber auch größerem Verständnis vom Wert allen Lebens und der Umwelt ergriffen werden.

The Overview ist über weite Strecken Piano- und Keyboard-lastig, charakteristisches Falsetto und Taktarten wie 5/4 stellen zudem eine Nähe zum Siebziger-Prog-Pop von Peter Gabriel oder Brian Eno her. Erwartungen an eine Rückkehr zu klassischeren Prog-Rock-Tugenden werden gleichwohl häufig erfüllt, in ›Objects Outlive Us‹ vor allem dann, wenn Wilson mit verzerrtem Bass und Gitarre große Dramatik erzeugt. In dessen Finale ›Heat Death Of The Universe‹ scheint es, als wäre Wilson vom Geiste Pink Floyds auf deren Zenit ergriffen. The Overview wirkt mit seinen über weite Strecken blubbernden Synthesizern zwar etwas weniger dynamisch, verfehlt aber mit hervorragend austariertem Sound nicht das Ziel, das Kopfkino zwischen Sternnebeln, Kometenschweifen und unserem kleinen blauen Planeten anzuwerfen.

(8.5/10)

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