Gitarrist Kalle Wallner schafft es, auf dem fünften Album seines Solo-Projekts Blind Ego frischer und irgendwie auch cooler zu klingen als seine Hauptband RPWL. Das ist einerseits dem angezogenen Härtegrad geschuldet, mit dem das Album eher die Nähe sucht zu US-Rock, Post-Grunge oder Alternative Metal als zum Prog aus dem Kosmos von RPWL und Sylvan. Bei ›Spiders‹ blitzen kurz Tool-Anleihen auf, bevor der Song in einen modernen Hardrock-Refrain inklusive Geschrei mündet.
Dazu passt die Stimme von Sänger Kevin Kearns, der stark an Skillet-Frontmann John Cooper erinnert und so unter anderem das hypnotische ›Breathless‹ entsprechend veredelt. Andererseits leben viele Nummern wie ›In A Blink Of An Eye‹ oder der Titelsong von Soli, die in Melodie, Gitarrenton und gefühlvollem Ausdruck stark nach David Gilmour gemodelt sind. Wallner beweist den richtigen Riecher dabei, wie er die teils sehr eingängigen Stücke in Szene gesetzt hat.
Auch wenn nicht alle Entscheidungen nachvollziehbar sind, so die unangenehm an ›St. Anger‹ erinnernde Snare in ›Boiling Point‹, die hier noch deplatzierter wirkt als auf Metallicas Album. Wenn aufgrund dessen auch nicht jeder Song der Platte zündet, Blind Ego bedienen mit der Mischung aus Prog-Feinsinn und breitbeinigem Rock einen Sound, der so in Deutschland viel zu wenig zelebriert wird.