Fast hat es den Anschein, als hätte in den vergangenen Monaten kreativer Überdruck bei Kalle Wallner geherrscht. Dass er außerhalb seiner Stammband RPWL und seines Solo-Projekts Blind Ego nun auch ein echtes Solo-Album veröffentlicht, sei so aber gar nicht geplant gewesen. »Ich habe mir ganz viel von der Seele geschrieben und dabei gemerkt: Ich habe so viele Ideen und weiß überhaupt nicht, wo darin Platz für Gesang sein sollte. Für mich sind aber Riff, Melodie und Musikalität immer wichtiger gewesen als die Soli. Alben von Instrumentalisten, bei denen man ständig Soli hört, mag ich nicht so gern. Ich bleibe beim Song, auch wenn er nicht gesungen ist.«
Die Musik, zwischen hart zupackend und melancholisch-meditativ, hat er daher so angelegt, dass die Gitarre die Rolle des Gesangs übernimmt, mit Ausnahme von ›Three‹, dem Subsignal-Sänger Arno Menses seine Stimme leiht. »Arno ist ein Wahnsinns-Sänger wenn man ihn lässt, und es ist großartig, wie er Dinge interpretiert.« Zwar ist Voices nicht als Konzept-Album angelegt, dennoch erzählt die Musik eine Geschichte, die Wallner gemeinsam mit Dominik Aigner ersonnen hat, »der mir bei Blind Ego mit den Texten geholfen hat. Wir haben den Konzept-Gedanken nicht in den Vordergrund gestellt, so dick ist die Story ja nicht. Aber die Idee, dass man in jedem Song eine Stimme mehr hat und am Schluss wird sie wahnsinnig, hat mir geholfen, dieses Album zu Ende zu arrangieren.«
Eine weitere bewährte Kollaboration war die mit seinem Bandkollegen Yogi Lang. Der RPWL-Sänger steuerte ganz besondere Keyboardklänge bei. »Yogi hat eine große analoge Synthesizer-Sammlung, und wir haben abgefahrene Geschichten gemacht. Manches hört man nur über Kopfhörer.« Die Zusammenarbeit der beiden Musiker — gerade auch bei ihren jeweiligen Solo-Projekten — beruhe auf dem Vertrauen in die Fähigkeiten des jeweils anderen. »Ich habe ihm schon die Demos zum Hören gegeben, weil er ganz ehrlich sagt, was er denkt und weil er auch ein Gefühl dafür hat, ob etwas funktioniert oder nicht.«
Ein weiterer Gast auf Voices ist Ausnahmedrummer Marco Minnemann. »Vor vielen, vielen Jahren war Marco mal in München mit verschiedenen Bandprojekten, aus der Zeit kennen wir uns flüchtig. Aber das eigentlich Witzige ist, dass unsere Mütter hier in meiner Heimatstadt Freising zusammen in einer Sportgruppe sind. Daher kam das.«