Lazuli

Zwischen Prog und Weltmusik

3G statt 2G. Keine Bestuhlung, keine verpflichtende Mund-Nasen-Maske bei vollem Haus: Besonders einladend wirken die Rahmenbedingungen dieses Konzerts nicht. Auch darüber hinaus sind die Voraussetzungen andere als bei den Lazuli-Konzerten vor der Pandemie.

TEXT: ANDRÉ WILMS |FOTO: André Wilms

Gitarrist Gédéric Byar ist nicht mehr Mitglied der französischen Prog-Rocker, an seiner Stelle spielt nun mit Arnaud Beyney ein ebenbürtiger Ersatz. Musikalisch teilen Lazuli den Konzertabend in zwei Abschnitte, wobei sie auf Auszüge des sehr speziellen Dénudé (2021) verzichten, auf dem sie Songs ihrer bisherigen acht Studio-Alben mit Pedal-Steel- und Lap-Steel-Gitarre, Akkordeon und sporadisch eingesetzter elektrischer Gitarre ungewöhnlich intim neu interpretierten.

Der erste besteht aus den Liedern ihres letzten regulären Studio-Albums Le Fantastique Envol De Dieter Böhm (2020), den zweiten nutzen die Franzosen für einen bunten Highlight-Mix, in dem Stücke wie ›Le Lierre‹, ›15h40‹, ›J’Attends Un Printemps‹, ›Nos Âmes Saoules‹ und natürlich auch das abschließende ›9 Hands Around The Marimba‹ zu erleben sind.

Auch in Bonn fährt das Quintett um den mittlerweile eine Lesebrille tragenden Sänger Dominique Leonetti wie gewohnt all das auf, was seine Auftritte seit jeher so besonders und liebenswert macht. So verlässt Romain Thorel immer wieder seinen angestammten Platz hinter den Keyboards, um das Waldhorn zu blasen oder um ans Schlagzeug zu wechseln, während der eigentliche Drummer Vincent Barnavol auf einer kleinen Djembe perkussiv unterwegs ist.

Und auch ihre Tradition behalten Lazuli bei, ein Konzert nach gut zwei Stunden mit einer gemeinschaftlichen Performance am Marimba zu beschließen, einem Vibraphon-ähnlichen Schlaginstrument, das bis dahin ungenutzt am Bühnenrand steht. Einmal mehr werden Lazuli ihrem Ruf als außergewöhnliche Live-Band zwischen Progressive-Rock und Weltmusik gerecht, die man gar nicht laut genug empfehlen kann: Lazuli haben ausverkaufte Konzerthäuser verdient. Immer und überall.

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