Der singende Gitarrist und seine Mitstreiter vereinen in ihren Stücken leichtfüßig und ungekünstelt die Geister von Jimi Hendrix, Prince und Chris Cornell. Im hibbeligen ›My America‹ drängen sie in bester Audioslave-Manier angriffslustig in vorderste Front, nur um sich kurz darauf mit dem hochemotionalen ›Blood In The Water‹ seelisch nackig zu machen und in ›Take Me Away‹ den 2016 verstorbenen Prince als Hardrocker auferstehen zu lassen. Die Kombination aus altehrwürdigem Blues-Vibe und zeitgemäßer Rock-Schroffheit funktioniert bei Ayron Jones prächtig, seine raspelnd rauchige Stimme macht das Vergnügen vollends rund. Eine halbe Stunde ist für diese Energiebündel definitiv zu knapp bemessene Auftrittszeit.
Black Stone Cherry nehmen Jones’ Steilvorlage hernach freudig auf: Nach einem kurzen AC/DC-Intro vom Band explodiert das Quartett förmlich mit ›Me And Mary Jane‹ und dem nahtlos angefügten ›Burnin’‹ — die Bude kocht schon nach diesem Doppelschlag. Stillstand ist in den folgenden achtzig Minuten ein Tabu, die Truppe ist rastlos und dauernd in Bewegung. Vor allem Bassist Steve Jewell Jr., der vor vier Jahren seinen Posten von Gründungsmitglied Jon Lawhon übernahm, ist mittlerweile ganz und gar in der Band angekommen.
Im Verbund mit dem daueraufgekratzten Gitarristen Ben Wells macht er mächtig Alarm. Die beiden tauschen immer wieder die Bühnenseiten, posen vor dem Schlagzeug gemeinsam mit Chris Robertson in bester Crazy Horse-Manier und versprühen Unmengen positiver Energie. Dass die Band kurzfristig Schlagzeuger John Fred Young ersetzen musste, der aufgrund eines familiären Todesfalls zurück in die Staaten reiste, fällt kaum ins Gewicht: Der befreundete Connor Di Leo schaffte sich das Programm in weniger als 48 Stunden drauf und verrichtet in der Bankenstadt am Main einen brillanten Job.
Hinsichtlich der Songauswahl schöpfen Black Stone Cherry auch diesmal aus dem Vollen. Die Combo lässt mindestens ein Stück von jedem ihrer acht regulären Studio-Alben erklingen, frühe Preziosen der Gewichtsklasse ›Hell Or High Water‹ und ›Blind Man‹ harmonieren hervorragend mit aktuellem Material (›When The Pain Comes‹, ›Nervous‹) und der breitenwirksamen Dublette ›White Trash Millionaire‹/›Blame It On The Boom Boom‹. Als nach der räudig rockenden Abrissbirne ›Lonely Train‹, in deren Verlauf Robertson und Jewell Jr. ihre Instrumente tauschen und letzterer mit einem herzhaften Gitarrensolo glänzt, das hochemotionale ›Peace Is Free‹ einen gelungenen Schlusspunkt unter den kurzweiligen Konzertabend setzt, lautet der einhellige Tenor der Anwesenden, diese Herrschaften mögen sehr bald wiederkommen.
Dieser Text stammt aus ► ROCKS Nr. 104 (01/2025).