Tom Petty

Tom Petty ist tot

Tom Petty ist tot. Die amerikanische Rock-Ikone, neben Bruce Springsteen einer der letzten großen Songwriter und musikalischen Chronisten der USA, erlag gestern einem Herzinfarkt. Erst vor wenigen Tagen hatte er eine Tournee mit drei Shows in Los Angeles beendet. Petty wurde 66 Jahre alt.

TEXT: SEBASTIAN KUHLMANN |FOTO: Warner Music / PR

Tom Petty ist tot. Die amerikanische Rock-Ikone, neben Bruce Springsteen einer der letzten großen Songwriter und musikalischen Chronisten der USA, erlag gestern mit 66 Jahren einem Herzinfarkt. Erst vor wenigen Tagen hatten Petty und seine untrennbar mit ihm verbundene Band The Heartbreakers ihre „40th Anniversary Tour“ mit drei Shows in Los Angeles beendet.

Der am 20. Oktober 1950 in Gainesville, Florida geborene Thomas Earl „Tom“ Petty verstand die Architektur der Rock- und Popmusik wie kaum ein Zweiter — und schwamm oft genug bewusst gegen den Strom.

1988 sichern sich George Harrison, Jeff Lynne, Roy Orbison und Bob Dylan seine Dienste in der kurzlebigen Edel-Supergroup Traveling Wilburys. Gut dreizehn Jahre zuvor fand er mit Gitarrist Mike Campbell, Bassist Ron Blair, Trommler Stan Lynch und Keyboarder Benmont Tench und seiner Band The Heartbreaker eine eigene Nische: Mit einem aufs Nötigste reduzierten Sound, der die Melodiefülle der Byrds in eine schlurfende Stones-Gangart packte und — wo immer erforderlich — die Kraft von The Who zuführte, zwängte er sich mit einer ganz eigenen Form des Heartland-Rock mitten hinein in die aufkeimende Punk-Bewegung.

Lieder über langweilige Kleinstädte und verlorene Seelen zieren nicht nur das 1976 erschienene Debüt Tom Petty & The Heartbreakers, das dank der Hitsingle ›American Girl‹ mitten ins Herz amerikanischer Teenager traf. 1979 war das Jahr des großen Durchbruchs: Damn The Torpedoes geriet zu einem schnörkelloses Hit-Album, das in ›Refugee‹ einen seiner prägnantesten Songs enthält.

Vier Band-Platten später gelang Petty ein noch weitaus größerer Erfolg: Full Moon Fever (1989), sein erstes Solo-Album, trug unverkennbar die Handschrift des ELO-Chefs Jeff Lynne, der Pettys amerikanischem Sixties-Rock Politur, dem eröffnenden Über-Hit ›Free Fallin’‹ sogar Flügel verpasste.

2010 erschien das zwischen Blues und Bob Dylan errichtete Mojo, dem Tom Petty & The Heartbreakers fast alle Byrds-Reminiszenzen entzogen, bevor in Hypnotic Eye (2014) ein noch viel unmittelbareres Album entstand, das Farben seiner mit Lynne-Melodien gespickten dritten Solo-Scheibe Highway Companion (2006) untermischte und die Heartbreakers als Rock’n’Roll-Band toben lässt.

Pettys letzte Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2015 und erschienen ein Jahr später mit dem zweiten Album des Heartbreakers-Vorläufers Mudcrutch: Ein warm klingendes, sympathisch altmodisches und komplett amerikanisches Rock-Album, das dem Klangspektrum von Tom Petty & The Heartbreakers in nur wenig nachstand.

Am 2. Oktober ist Tom Petty in einem Krankenhaus in Los Angeles im Beisein seiner Familie, seiner Band und Freunden gestorben.

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