Cream

Wheels Of Fire (1967)

Ihr Licht strahlte kurz, dafür umso heller: Cream waren die erste Supergroup der Rock-Geschichte. Als explosives Power-Trio ohne Vorbild, leisteten Eric Clapton, Jack Bruce und Ginger Baker Pionierarbeit im Grenzgebiet von Heavy Blues, Psychedelic-Rock und Jazz —und schufen mit virtuosen Live-Jams ihren eigenen Mythos.

TEXT: DANIEL BÖHM

Zwei Jahre existierte das exzentrische Ensemble, in dem Eric Clapton (Gitarre, Gesang), Jack Bruce (Bass, Gesang) und Ginger Baker (Schlagzeug) als erste Supergroup der Rock-Geschichte zusammenfanden. 1966 bestand ihr Erstling Fresh Cream noch gut zur Hälfte aus eigensinnigen Interpretationen diverser Blues-Klassiker — kein Vergleich zu dem fantasievollen Nachfolger wenige Monate später, der zum allergrößten Teil aus eigenen Stücken bestand, die auf Disraeli Gears als avantgardistische Klein-Kunstwerke leuchteten wie das grell-psychedelische Cover-Artwork.

Cream wurden zum Inbegriff des modernen Power-Trios: Mit einem harten, blues-basierten Heavy-Sound, dessen jazzgrundierter Instrumental-Unterbau Pioniercharakter hatte. »Ich habe Heavy Rock und Heavy Metal immer gehasst. Für diese Scheiße lasse ich mich nicht verantwortlich machen«, polterte einst Ginger Baker.



Und doch hatten Cream nicht zuletzt durch ihren ohrenbetäubenden Transfer des psychedelisch-abenteuerlustigen Disraeli Gears auf die Konzertbühne zweifellos Anteil daran, dass in der Rockmusik der sechziger Jahre plötzlich anders und extremer gedacht wurde. Ihre vielen Konzerte, die vielen Streitig- und Selbstgefälligkeiten und ihre virtuosen Jams haben einen übergroßen Mythos heraufbeschworen, den die Supergroup gut und gerne auslebte.



Ihr Drittwerk entstand dann in vielen kleinen Aufnahmeetappen während ihrer Konzertreisen und machte Cream als überraschend fokussierte Heavy- und Psychedelic-Bluesrocker endgültig unsterblich: ›White Room‹ und ›Politician‹ sind wunderbare Eigengewächse, die Interpretationen von ›Sittin’ On Top Of The World‹ (1957 von Howlin’ Wolf populär gemacht) und ›Born Under A Bad Sign‹ (bekannt durch Albert King) kaum weniger epochemachend.

Wohingegen die Live-Platte etwa mit einer 17-minütigen Darbietung von ›Spoonfull‹ das Phänomen der Cream-Konzerte dokumentiert. Und nicht zuletzt den übergroßen Mythos dieser Gruppe, der zum Schluss die Kontrolle über alles übernahm.


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