Fast sechs Jahre haben die legendären Hardrocker aus Sacramento gebraucht, um nach dem erstklassigen Forever More (2008) ein weiteres Studioalbum fertigzustellen. Eine verdammt lange Zeit, die das Quintett um Frontröhre Jeff Keith dazu genutzt hat, eine klar definierte musikalische Strategie auszuarbeiten.
Zu dieser gehörte offenbar auch die Absicht, ihre Anhänger auf eine falsche Fährte zu locken: Mit dem im Vorjahr als Appetithappen veröffentlichten ›Taste My Pain‹, das sich wie ein Überbleibsel ihres modern produzierten Comebackalbums Into The Now (2004) anhörte, hat ihr neues Werk rein gar nichts zu tun. »Oh my God, it seems to me, we gotta get back to simplicity«, singt Keith im Eröffnungsstück ›mp3‹ — und gibt damit die Marschroute für eine Platte vor, auf der Tesla so bodenständig wie zuletzt auf Psychotic Supper (1991) und Bust A Nut (1994) klingen — im Vergleich zu damals aber mit noch schlankeren, bis auf die Songknochen reduzierten Arrangements und einer gnadenlos minimalistischen Produktion, die beinahe mit den beiden Real To Reel-Cover-Scheiben vergleichbar ist. Trotzdem ist Simplicity „nur“ ein gutes und kein sehr gutes Album geworden.
Das liegt zum einen daran, dass die Scheibe die unbändige Energie, die Tesla stets auszeichnete, über weite Strecken kaschiert. Viele der 14 Lieder beginnen ungewohnt verhalten und steigern sich erst im Refrain zum echten Rocker, was zwar innerhalb des jeweiligen Stücks für Dynamik sorgt, über die gesamte Platte hinweg jedoch etwas eintönig wirkt. Zum anderen fehlen Simplicity zwei, drei wirklich überragende Kompositionen — auch wenn der Großteil der musizierenden Konkurrenz für Goldstücke wie ›So Divine…‹, ›Richochet‹, ›Sympathy‹ oder ›Burnout To Fade‹ immer noch das letzte Hemd geben würde. Dieses Qualitätslevel macht Tesla auch im Jahr 2014 so wertvoll wie eh und je.