Opeth
Nuclear Blast
VÖ: 2019
In Cauda Venenum verdeutlicht einmal mehr, wie tief Van der Graaf Generator, Gentle Giant, Jethro Tull, Yes und King Crimson in die DNS von Opeth übergegangen sind. Nach dem beklemmenden Intro ›Livets Trädgård‹, das kunstvoll den Vorhang zu einer nebelverschleierten Szenerie aufzieht, bricht ›Dignity‹ über den Hörer ein, das sich in Riffs, Voicings und Rhythmen deutlich auf die alten Vorbilder beruft und doch eine typische Opeth-Nummer mit pastoralen Melodien bleibt.
Opeth
Nuclear Blast
VÖ: 2019
»Für uns bedeutet Heavyness nicht einfach tiefer gestimmte Gitarren und geschriener Gesang.« So macht Mikael Åkerfeldt klar, was Opeth im Jahr 2019 nicht sind. Recht hat er. Auch mit In Cauda Venenum darf man seine Band noch in die Sparte Metal einordnen, aber die Härte kommt aus dem komplexen, massiven Gesamtsound, der naturbelassen und nicht künstlich aufgepimpt ist.
Avatarium
VÖ: 2019
Dass Marcus Jindell, Jennie-Ann Smith und vor allem natürlich Leif Edling wissen, wie man formidable Songs mit Mut zur Langsamkeit schreibt, haben sie schon mit den letzten Avatarium-Alben (Edling natürlich auch mit Candlemass) hinlänglich bewiesen. Letzterer hat sich zwar weitestgehend von der Band zurückgezogen, drei der Songs auf The Fire I Long For stammen dennoch von ihm.
Leprous
VÖ: 2019
Die Depressionen von Sänger Einar Solberg bilden den Faden, den die Band aufnimmt, weiterspinnt und mit Pitfalls kunstvoll zu einem Remedium gegen die Abgründe des menschlichen Geistes verknüpft. Dabei bedienen sich die Alterna-Progger Leprous einer bemerkenswerten Kompositionskunst, die weit über sprödes rockmusikalisches Handwerk hinausreicht.
Ray Alder
InsideOut
VÖ: 2020
Nachdem sich Ray Alder in seiner Freizeit bereits bei Engine und Redemption austobte, bringt der hauptamtlich bei Fates Warning singende Texaner sein erstes Solo-Album auf den Markt. Gemeinsam mit Tourgitarrist Mike Abdow und Lords Of Black-Klampfer Tony Hernando hat Alder zehn Stücke erarbeitet, die Anhängern seiner Stammband auf Anhieb gefallen dürften.
The Kinks
VÖ: 1969
Gegenüber der laut polternden Konkurrenz von Led Zeppelin oder den Who konnte sich der vergleichsweise subtile Rock der Kinks mit seinen angereicherten Folk- und Country-Elementen gerade in den letzten Tagen der sechziger Jahre schwer behaupten. Aber das Songschreiber-Genie Ray Davies lässt sich auch nach fünfzig Jahren prima feiern.
Sons Of Apollo
InsideOut
VÖ: 2020
Das zweite Album der Sons Of Apollo ist ein ganz schöner Brocken, den man eine Weile in den Händen umherdrehen muss, um sich ein Gefühl für MMXX zu ertasten. Auffällig ist zunächst, dass die Band die auf Psychotic Symphony vorherrschende Diskrepanz zwischen eingängigen Hits und ereignisreicher Progressive-Metal-Kunstturnerei aufgelöst hat und auf sofort mitziehende Wuchtnummern wie ›Coming Home‹ gleich ganz verzichtet.
Sons Of Apollo
InsideOut
VÖ: 2020
Wann hat sich Mike Portnoy eigentlich zuletzt eine Pause gegönnt? Ob mit der Neal Morse Band, Flying Colors oder demnächst wieder mit Transatlantic, der frühere Dream Theater-Trommler ist momentan allgegenwärtig. Dabei wollte er sein Hauptaugenmerk doch auf die Sons Of Apollo legen, jener Progressive-Rock-Supergroup mit dem ebenfalls einst beim Traumtheater agierenden Keyboarder Derek Sherinian, Gitarrist Ron „Bumblefoot“ Thal, Bassist Billy Sheehan und Sänger Jeff Scott Soto.
Status Quo
VÖ: 1975
Die letzte Hälfte der Siebziger waren für Status Quo wegweisende Jahre. On The Level (1975), nun um eine Live-EP und einen Konzertmitschnitt aus Mainz in Bootleg-Qualität aufgestockt, markiert den künstlerischen Höhepunkt im Schaffen der nimmermüden Boogie-Rocker und bringt in ›Down Down‹ die Philosophie des Quartetts auf den Punkt wie kein anderer Song: Ein knapper, markiger Riff, ein treibender Beat und eine einprägsame Melodie charakterisieren ihren ersten Nummer-1-Hit.
Stonerider
VÖ: 2016
In Noah Pine einen Keyboarder in die Band zu holen, hat sich für den Vierer aus Atlanta mehr als gelohnt — und die Türen zu einem immens verbreiterten Klangspektrum aufgestoßen. Auf Hologram seien »womöglich mehr Keyboards als Gitarren« zu hören, dämmert es Gitarrist Matt Tanner, der seinem neuen Bandmitglied den Freiraum gleichwohl gerne überlässt.
Groundhogs
VÖ: 2016
Die Groundhogs und ihr genialer Gitarrist Tony McPhee kamen zu spät, um im Kontext des britischen Blues-Booms gewürdigt zu werden. Auch war ihr Sound, bis auf das erste Album, immer abwegiger und düsterer im Vergleich zu Bands wie Savoy Brown oder Chicken Shack. In einer 3-CD-Box erscheinen jetzt die ersten fünf LPs Scratching The Surface (1968), Blues Obituary (1969), Thank Christ For The Bomb (1970), die Wahnsinnscheibe Split (1971) und Who Will Save The World? The Mighty Groundhogs (1972).
Paradise Lost
MIG
VÖ: 2019
Mitte der Neunziger hatten Paradise Lost den Dreh einfach raus: Sukzessive hatte sich die Band um Frontmann Nick Holmes weiterentwickelt und ihre anfänglichen Doom- und Death-Metal-Melange zu einer spannenden und stilprägenden Form des Gothic-Metal umgebaut.
Sunstorm
Frontiers
VÖ: 2016
Bei Sunstorm sind die Karten neu gemischt. War früher ein Karlsruher Team um Pink Cream 69-Bassist Dennis Ward hinter Gesangslegende Joe Lynn Turner tätig, wurde dieser Job nun südlich der Alpen ausgelagert.
Haken
InsideOut
VÖ: 2016
Das Ziel der Briten war schnell postuliert: Mehr Achtziger-Einflüsse wollten sie auf ihrem fünften vollwertigen Album zulassen — und zwar alles, was irgendwo zwischen Rush, Yes in ihrer 90125-Phase, bis hin zu Toto und ganz unterschiedlicher Filmmusik Platz findet.
Fleetwood Mac
Sony
VÖ: 2019
Gleich mehrfach verschoben wurde in diesem Jahr die Veröffentlichung von Before The Beginning: 1968 – 1970 Live & Demo Sessions. Nun liegt sie endlich vor — und entlarvt die Geschichte von den brandneuen Archivfunden, die diese Box seit der ersten Ankündigung im Frühjahr begleitet, als PR-Märchen.
Kingdom Come
Pop Others
VÖ: 2019
Classic Album Collection ist ganz sicher nicht die hübscheste aller Neuauflagen, die es bislang von Kingdom Come gegeben hat. Ihr Reiz ist rein praktischer Natur: Für knapp 20 Euro gibt’s in dieser Schachtel die ersten drei zwischen 1988 und 1991 erschienenen Alben der deutsch-amerikanischen Band um Sänger Lenny Wolf, die in ihrer Frühphase hysterisch als Led Zeppelin-Kopie verschrien wurde.
Evergrey
AFM
VÖ: 2019
Die progressiven Dunkel-Metaller aus Schweden rücken allmählich zu den Großen des Genres auf. Trotz eines unliebsamen Einbruchs im Studio komplettierte die Truppe um Frontmann Tom S. Englund ihre bärenstarke, mit Hymns For The Broken (2014) und The Storm Within (2016) begonnene Album-Trilogie eindrucksvoll. Ihr vielleicht sogar stärkstes Werk besticht mit clever und abwechslungsreich strukturierten Liedern.
John Taylor
Rhino
VÖ: 2019
Mit seiner Mischung aus Folk, Softrock und Soul heimste James Taylor vor allem in den Siebzigern zahlreiche Platin- und Grammy-Auszeichnungen ein. Diese Box fasst jene sechs Alben zusammen, mit denen dem Singer-Songwriter in den USA der Durchbruch gelang. Sweet Baby James (1970) bot mit ›Fire And Rain‹ und dem später von Elvis gecoverten ›Steamroller‹ gleich zwei veritable Hits.
Starry Eyed And Laughing
MIG
VÖ: 2019
Starry Eyed And Laughing waren eine britische Band, die amerikanischer klang als manche Amerikaner. Das Booklet zu dieser verdienstvollen Veröffentlichung eines Auftritts in den frühen Rockpalast-Tagen zitiert den Journalisten Fred Dellar, der im Melody Maker schrieb, die Band sei entweder ihrer Zeit 15 Jahre voraus oder zehn Jahre zu spät dran gewesen. Sie existierte von 1973 bis 1976 und veröffentlichte gerade mal zwei Studio-Alben.
Pattern-Seeking Animals
InsideOut
VÖ: 2019
Spock’s Beard-Sänger Ted Leonard, Bassist Dave Meros, ihr früherer Drummer Jimmy Keegan und Hauskomponist und Produzent John Boegehold haben sich zu dieser Band zusammengetan, die an kreativem Überdruck leidet: Pattern-Seeking Animals gedenken fortan jährlich ein Album aufzunehmen.
Frank Goosen
Heyne
VÖ: 2019
Frank Goosens ermutigender Roman über das Leben, über das Weitermachen ist 2007 erstmals erschienen. Nun wurde er als Taschenbuch erneut aufgelegt.

DAS AKTUELLE HEFT

Cover von ROCKS Nr. 100 (03/2024).