Terry Reid

13. November 1949 — 4. August 2025

Sowohl bei Led Zeppelin als auch bei Deep Purple hätte er einsteigen können, Aretha Franklin hielt ihn für einen der spannendsten Musiker Englands. Terry Reid beeinflusste in mancherlei Hinsicht die Geschichte der Rockmusik — großen kommerziellen Erfolg feierte er hingegen nicht. Nun ist der Sänger mit 75 Jahren verstorben.

TEXT: MAXIMILIAN BLOM |FOTO: Cover

Die Todesmeldung verbreitete Reids Label Cleopatra Records über ihre Social-Media-Präsenzen. »Terry war nicht nur eine Legende, er war ein Original. Seine Stimme hat jene Art von Magie, die einen Raum beben oder dein Herz brechen lassen konnte. Darüber hinaus war er ein warmherziger und lustiger Mensch, der jederzeit absolut er selbst war. Mit ihm zu arbeiten, war nie nur ein Geschäft, sondern ein Vergnügen, eine Lektion und gerne auch ein bisschen wunderschönes Chaos. Terry lebte die Musik. Er war Musik.«

Mit gerade einmal 15 Jahren trat Terry Reid 1965 der seinerzeit bereits chartdekorierten Band Peter Jay And The Jaywalkers bei. Im darauffolgenden Jahr spielten sie als Vorgruppe der Rolling Stones,  Ike & Tina Turner und The Yardbirds. Dort entdeckte ihn Produzent Mickie Most, mit dem er nach der Auflösung seiner Band sein Solo-Debüt Bang Bang, You're Terry Reid (1968) realisierte.



In dieser Zeit trat ein junger, aufstrebender Gitarrist an ihn heran, der gerade im Begriff war, eine neue Band zu gründen: Jimmy Page. »Keith Richards hatte mich gerade gefragt, ob ich als Support der Rolling Stones durch Amerika touren wollen würde«, erinnert sich Reid Jahre später in einem Interview. »Jimmy fragte mich, ob ich seiner neuen Band als Sänger beitreten wolle. Ich war hin- und hergerissen. Am Ende legte ich den Ball in Jimmys Spielfeld: Wenn er Keith sagt, dass ich die Tour nicht mitfahre, würde ich beitreten. Richards hatte damals schon einen gewissen Ruf. Jimmy hat es nicht getan, also bin ich mit den Stones in die USA gefahren.«

Nicht aber, ohne eine Alternative vorzuschlagen: Mit der Band Of Joy hatte Reid diverse Male die Bühne geteilt. Dessen Frontmann Robert Plant trat am Ende den New Yardbirds bei, aus denen kurze Zeit später Led Zeppelin wird, und brachte seinen Schlagzeuger John Bonham gleich mit.



Auch bei Deep Purple war Reid als Sänger im Gespräch. Ritchie Blackmore bot ihm den Posten als Nachfolger von Rod Evans an, was dieser aber ablehnte. Aretha Franklin sagte in dieser Zeit über ihn: »In London passieren nur drei Dinge: Die Beatles, die Stones und Terry Reid.«  

Statt sich einer Band anzuschließen, produzierte er in Terry Reid (1969) ein zweites Album und tourte unter anderem im Vorprogramm von Cream und Jethro Tull; später folgten River (1973), Seed Of Memory (1976) und Rogue Waves (1978). Wirklich erfolgreich waren diese allerdings nicht. 




In der Folge legte er seine Solo-Karriere auf Eis und arbeitete vornehmlich als Session-Musiker in Los Angeles. Zwei Alleingänge sollten noch folgen: The Driver (1991), auf dem unter anderem Sängerin Enya und The Police-Schlagzeuger Stewart Copeland zu hören sind, und Variations On A Theme (2006). Später war er auch wieder als tourender Musiker aktiv.

In den letzten Jahren litt Terry Reid an einer Krebserkrankung, der er am 4. August erlag. Er wurde 75 Jahre alt.


 

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