Vulture waren noch nie eine Band, die sich einem über den Gesang erschließt: Dafür jauchzt, faucht und schreit sich Leo Steeler einfach viel zu extrem und unberechenbar durch den lupenreinen US-Speed Metal der Nordrhein-Westfalen, denen man auch auf ihrem zweiten Album gewiss nicht vorhalten kann, plakative Hookline-Chanteure zu sein.
Dass Ghastly Waves & Battered Graves dennoch zugänglicher und sehr viel aufregender geraten ist als vor zwei Jahren The Guillotine, liegt an den ereignisreicheren Arrangements der Platte, die mit einer phänomenalen Gitarrenarbeit gesegnet ist: Die clevere Riff- und Solo-Dramaturgie lässt immer wieder an King Diamond denken und verleiht der Musik von Vulture viele Widerhaken und majestätische Spannungsbögen (›The Garotte‹, ›Stainless Glare‹). Auch die atmosphärische Produktion trägt zum Gelingen bei: Ende der Achtziger hätte Ghastly Waves & Battered Graves ebenso gut unter dem Logo von Roadracer Records erscheinen können. Ein überragendes Album — auch wenn das Gesangs-Tourette nicht jedermanns Sache sein dürfte.