Benny Mokross

…hier können Sie aber nicht parken! – Aus dem Leben eines freischaffenden Musikers

Verlag Tredition
VÖ: 2021

Dem Nährschleim zum Trotze

Der Titel lässt ahnen, worum es geht: Der freiberufliche Musiker will sein Equipment ausladen, soll es aber möglichst einen Kilometer vom nächstgelegenen Parkplatz zur Bühne tragen. Die im schlimmsten Fall zu klein ist oder bei einer Open-Air-Veranstaltung selbstverständlich nicht überdacht. Kaum hat die Band den ersten Ton gespielt, ruft der Gastgeber der Veranstaltung, für die sie gebucht ist: »Meine Herren, das ist viel zu laut, Sie dürfen die Gäste nicht erschrecken, schließlich soll das hier kein Konzert sein, sondern gepflegte Hintergrundmusik.« Er erlebt immer wieder Situationen zwischen Tragikomik, Unverschämtheit von Veranstaltern und schlichter Ignoranz gegenüber seiner Arbeit.

Da wird eine Jazzband für eine Veranstaltung gebucht, deren Publikum eher betrunkene Punks sehen will. Manchmal spottet das Catering jeder Beschreibung, Mokross nennt es »Nährschleim«. Der Veranstalter hat keine Werbung gemacht und begründet das mit dem Satz »Plakatwerbung läuft bei uns nicht so«. Oder er fragt eine siebenköpfige Band, ob die zwei Quadratmeter vorgesehene Spielfläche ausreiche.

Benny Mokross hat diese Geschichten aus einem jahrzehntelangen Musikerleben gesammelt und aufgeschrieben. Er ist freischaffender Schlagzeuger, macht vor allem Jazz und Weltmusik, aber als bekennender John Bonham-Fan auch gelegentlich Rock. Was er im amüsanten Plauderton beschreibt, erleben Rockmusiker wie auch Liedermacher in ähnlicher Form. »Es gibt da eigentlich keinen Unterschied. Viele Leute denken: Wer Musiker ist, der ist ein Star und verdient automatisch viel Geld. Aber wenn du Schlagzeuger bist, dann bist du in der Regel nicht der Star, sondern du bist der Arbeiter im Hintergrund.«

Morkross Anliegen war es erklärtermaßen nicht, ein gesellschaftskritisches Buch zu schreiben. Dass der Leser dennoch einiges lernt über die Geringschätzung der Arbeit von Musikern im Besonderen und Kultur im Allgemeinen, ergibt sich aus der meist amüsanten, oft aber auch erschreckenden Lektüre von selbst. Der Subtext ist stets spürbar: Nach wie vor halten viele Menschen Kultur für ein Hobby. »Es mag vielleicht daran liegen, dass viele Leute denken, wenn eine Tätigkeit erfüllend ist und Spaß macht, darf man nicht mehr von Beruf reden. Sobald man Spaß an seinem Beruf hat, ist das ein Hobby. Diesen Leuten ist es unvorstellbar, dass man einen freiwillig gewählten Beruf ausübt, Spaß daran hat und auch noch Geld dafür kriegt.«

 

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