Als 1986 das erste Album dieser Band aus Florida erschien, zogen die silberfarbenen Masken der fünf Musiker genauso in den Bann wie die Musik, die sie spielten: Crimson Glory ist (ebenso wie das zwei Jahre später folgende Transcendence) ein unerschütterlicher Meilenstein des progressiven US-Metal mit mystischem Grundton, dessen Verbindung aus Atmosphäre, herausstechendem Gesang und filigraner Gitarrenarbeit des eng verzahnten Duos Ben Jackson/John Drenning seinesgleichen sucht.
Der Major-Deal, unter dessen Schirm 1991 die dritte Platte von Crimson Glory erschien, zog massive Veränderungen nach sich, die nicht zuletzt dem Wunsch des 2009 viel zu früh verstorbenen Sängers Midnight entsprachen. Die Gruppe hatte ihre geheimnisvolle Maskerade abgelegt und als Quartett mit nur noch einem Gitarristen (Drenning) und dem Inder Ravy Jakhotia als neuem Schlagzeuger Strange And Beautiful eingespielt, auf dem so gut wie nichts mehr auf die Formation hindeutete, der bis dahin in himmelschreiender Ignoranz gerne vorgehalten wurde, ein feingesponnenes Imitat der Frühphase von Queensrÿche zu sein.
Anstelle von zweistimmigem Gitarrenschneid und Hochtempo mit Double-Bass sorgen schwer rollende Grooves (›Strange And Beautiful‹, ›Starchamber‹) und psychedelisch-wendige Songstrukturen für Verwirrung, die ungemein geheimnisvoll tönen — ›Promise Land‹ und ›In The Mood‹ (beide mit viel Percussion und Akustikgitarren, in letzter Nummer bläst sogar ein Saxofon) oder auch der wuchtige Titelsong klingen beinahe so, als hätte man Led Zeppelin und Mother Love Bone zwangsvereinigt und in einen mächtigen wie zeitgemäßen Hardrock-Sound mit himmlischer Klangtiefe gepresst, den Atlantic im selben Jahr bereits Skid Row spendiert hatten. Midnight maunzt theatralisch und lebt den Geist des goldenen Gottes — ein gnadenlos verkanntes Album.