Eric Clapton

Nothing But The Blues

Warner
VÖ: 2022

Zur Wiege des Blues

Obwohl Eric Clapton in den Achtzigern zu einem Phänomen der gediegenen Unterhaltungsmusik zu werden drohte und manch zwiespältiges Werk zu verantworten hat, ist der Ausgangspunkt und Antrieb seines Tuns immer die innige Liebe zum Blues geblieben. Davon hören ließ er überwiegend bei seinen Konzerten — auf Platte dann endlich auch wieder in den frühen Neunzigern.

Etwa 1992 auf seinem Unplugged-Album, auf dem er einige erfreulich zurückgenommene Interpretationen diverser Blues-Klassiker versteckte. Dieses wie auch das zwei Jahre später veröffentlichte Studio-Werk From The Cradle waren für den Gitarristen ein wichtiges Stück Trauerarbeit, auf denen Clapton den Unfall seines Sohnes Conor zu verarbeiten versuchte, der aus einem Fenster im 53. Stock einer New Yorker Wohnanlage in den Tod stürzte.

From The Cradle ist ein sagenhaftes Album: Rein gar nichts deutet darauf auf Claptons musikalische Ausschweifungen und Orientierungsversuche der letzten Jahre hin; stattdessen gelang ihm (nach dem verkorksten ›Blues Before Sunrise‹) eine der intimsten und besten Bluesplatten der Neunziger, auf der er mit seinem ausdrucksstärksten Spiel seit dem Beano-Album der Bluesbreakers zu hören ist. Nahezu komplett live im Studio eingespielt, interpretiert Clapton in klassischer (authentischer) Chicago-Blues-Manier Repertoire, das zwischen den 1930er und den frühen 1960er Jahren entstand.

Bei den hier nachzuempfindenden Zusammenschnitten des Tourneestopps in San Francisco am 8. und 9. November 1994 steht er weitgehend mit derselben Band auf der Bühne des legendären Konzerttempels Fillmore West, die ihn schon auf Platte begleitete. Eingebunden ist das Konzert in den Dokumentarfilm Nothing But The Blues von Martin Scorsese, in dem Eric Clapton — aufgelockert durch filmisches Archivmaterial, Interviews und Fotos — ausgiebig über seine innige Liebe zum Blues und den Einfluss solcher Ikonen wie Howlin’ Wolf, Buddy Guy, T-Bone Walker, Muddy Waters oder auch B.B. King erzählt.

Und freilich auch über Robert Johnson, den der Gitarrist bereits in den frühen Sechzigern als Mitglied der Yardbirds abgöttisch verehrte. So unterhaltsam das alles ist: Die Aufmachung der Blu-ray (die DVD tut’s bei der historisch bedingten Ausgangsqualität der Filmaufnahmen auch) in dünnem Klapp-Pappcover ohne alles ist eine Frechheit. Wer lediglich Wert auf den tollen Konzertmitschnitt legt, bekommt ihn auch als Doppel-Vinyl oder CD.

Keine Wertung
TEXT: DANIEL BÖHM

ROCKS PRÄSENTIERT

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Cover von ROCKS Nr. 102 (05/2024).