Giant

Promise Land

Frontiers
VÖ: 2010

Gepflegter Plüsch als Herzenswärmer

Mit größter Spannung hat die Mainstream-Gemeinde die mit viel Vorschusslorbeeren beladene Wiederkehr der amerikanischen Edel-Rocker erwartet. Ist die neue Besetzung überhaupt in der Lage, das Erbe der Achtziger-Formation lückenlos weiterzuführen? Immerhin entstand durch die Abwesenheit ihres Gründers Dann Huff die Notwendigkeit, nicht nur den Posten des Lead-Gitarristen, sondern auch den des Sängers neu zu besetzen.

Eine Aufgabe, bei der Huffs Bruder David ein glückliches Händchen bewiesen hat. Der frühere Winger-Gitarrist John Roth glänzt mit exzellenten und stilvollen Saiten-Exkursionen, und Terry Brock, der einst den AOR-Routiniers Strangeways vorstehende neue Mann am Mikro, rückt das Quintett nun recht eindeutig in die Nähe von Bands wie Foreigner oder Journey. Das mag für jene eine Enttäuschung darstellen, die den originellen Mix aus traditionellem Hardrock und luftigen Pop-Melodien des Debüts Last Of The Runaways erwartet hatten.

Liebhaber gepflegten Plüschs dürfte jedoch mit Sicherheit warm ums Herz werden bei der Klasse flotter, gitarrenbetriebener Gassenhauer (›Two Worlds‹, ›Plenty Of Love‹), den opulenten Melodie-Perlen ›Promise Land‹ und ›Through My Eyes‹ sowie kuscheligen Balladen wie ›Dying To See You‹ (unbedingt hitverdächtig) oder ›Our Love‹. Auch wenn ein Stück wie ›Prisoner Of Love‹ etwas zu freimütig in die Klischeefalle tappt oder ›Complicated Man‹ frech-fröhlich Van Halens ›Hot For Teacher‹ und Michael Monroes ›Shakedown‹ kombiniert.

Dann Huff hat neben Lead-Gitarren noch diverse Songs beigesteuert. Auch wenn seine Produzententätigkeit keinen Raum für ein zeitintensives Engagement bei seiner alten Band zulässt, ist er dennoch mit mehr als halbem Herzen mit von der Partie. Promise Land ist im Melodic-Genre derzeit konkurrenzlos.

(8/10)
TEXT: MARKUS BARO

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