Leverage

Die Zukunft nach der Pause

Auf ihrem fünften Album reduzieren die Finnen die gewohnten AOR-Anteile in ihrem Sound auf ein Mindestmaß. Above The Beyond kennzeichnet eine mutige Progressive-Schlagseite.

TEXT: MARKUS BARO

Es sei schon etwas verwirrend, dass sich die 2005 in Jyväskylä gegründete Truppe keinem bestimmten Genre zu hundert Prozent zuordnen ließe, bekennt Gitarrist Tuomas Heikkinen, der alle Lieder im Alleingang verfasst. Seine Vorbilder heißen Beatles, Queen und vor allem Rainbow.

»Alles Bands, die Pop-Musik mit progressiven Elementen anreichern«, lacht der Bandgründer. »Rainbow Rising habe ich verschlungen, als ich zehn Jahre alt war, die Platte hat mich nie mehr losgelassen. Der Leverage-Sound ist aber ein Destillat aus allen unseren Einflüssen. Above The Beyond klingt nicht vorhersehbar, aber die progressiven Anteile zu erweitern, war sowieso geplant. Ein typischer Melodic-Rocker ist im Grunde nur noch ›Do You Love Me Now‹.«



Gut, dass der neue Sänger Kimmo Blom die Stimmbänder variabler zu strapazieren vermag als sein Vorgänger Pekka Heino, der sich neuerdings ganz auf seine Hauptband Brother Firetribe konzentriert. »Kimmo kenne ich schon seit über 25 Jahren, er hat unser erstes Demo eingesungen, hatte damals aber nicht die Möglichkeit, sich uns anzuschließen. Als Pekka ausgestiegen ist, war er natürlich erste Wahl. Und dieses Mal hat alles gepasst.«

Mit Bloms Einstieg auf dem Album Determinus endet 2019 eine fast zehnjährige kreative Zwangspause, die der Gitarrist in diversen Tribute-Bands überbrückte. »Seither sind wir als Band unglaublich gereift. In den letzten Jahren habe ich viel keltische Musik gehört und war überrascht, wie breit sie in den britischen Hardrock eingeflossen ist. Und nicht nur bei Thin Lizzy. Solche Folk-Elemente habe ich in Songs wie ›Starlight‹ oder der Ballade ›Angelica‹ verarbeitet. Auch das ist eine neue Note in unserem Sound, finde ich.«

Eine solche ist auch das abschließende Bombast-Epos ›Silence‹, ein Anti-Kriegslied mit starken Keyboard-Arrangements und opulenten Chören. »Ich hatte eigentlich die komplette Scheibe fertig und wollte eine letzte Komposition ganz entspannt angehen, einfach schauen, wohin mich meine Inspiration trägt. Es geht um einen Soldaten, der im Sterben liegt und den die Schuld über seine begangenen Taten bedrückt. Musikalisch ist ›Silence‹ durchaus ein Hinweis, was die Zukunft bei Leverage bringen könnte.«


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